"Würdest du sagen, es gibt einen Unterschied zwischen einem Volk und einer Nation? Und wenn ‚ja‘ – welchen?" Ja würde ich. Ich weiß allerdings, dass die Begriffe oft synonym verwendet werden. Für mich ist Nation die Einheit von Volk und Staat in der kapitalistischen Gesellschaft. Zum Begriff der Nation gehört es, dass in ihr bürgerliche Verhältnisse herrschen. Hinweis hat da mal einen Absatz geschrieben, den ich in dem ganzen Durcheinander aber nicht wiederfinde. ich denke es ging darum, dass sich die Volkmitglieder in der Nation als gleiche auf den Staat beziehen. Es ist eh eine interessante Frage, die noch nicht geklärt ist, wie das Verhältnis von bürgerlichem Staat und Volksstaat beschaffen ist. z.B. Ob das eine aus dem anderen hervorgeht oder nicht.

Übrigens empfand ich deine Beiträge bei Walgesang als Wohltat. Wenn man ständig gegen eine Wand von Dummheit anargumentieren muss, fragt man sich schon, ob die geäußerten Gedanken, wirklich so unverständlich sind, wie die Gegenseite behauptet. Nach meinem Eindruck wird sich hinweis nicht mehr im Netz melden, weil er alleine ein Buch schreiben will, und weil er die Diskussion mit den GSP-Verteidigern für Zeitverschwendung hält. Da hat er Recht. Leute wie Gegenhinweis und Nana und viele andere gehen mit dem Vorurteil ans denken, dass Denken den Zweck hat, GSP-Theorie zu bestätigen. Deshalb landen die wie ein Gummiband, das in der Diskussion gespannt wird, am Ende trotzdem immer wieder am Ausgangspunkt. Du hast es ja erlebt.

Das wechseln des Blogstyles, hast du also nicht wegen mir gemacht, sondern weil du nicht ständig Beiträge (nicht nur von mir) korrigieren wolltest. Das war sinnvoll und hat deinen BLOG nicht schlechter, sondern besser gemacht. Zum Rest mag ich nichts mehr sagen.

@apple: Leseempfehlungen habe ich eigentlich nicht. Hinweis hat mal
Heinrich Cunow Wirtschaftsgeschichte empfohlen. Das sind auf jeden Fall zwei Bände, ob es einen 3. und vierten gibt weiß ich nicht genau. Dazu muss man aber in die Bibliothek oder ins Antiquariat. Dann hat er noch in dem Mammutthread bei neo ein Nationalismusbuch empfohlen. Musst du suchen. Es ist so, dass ich mich tiefergehend mit Quellenstudium und richtigem Aufwand an Zeit und Geld auch nur beschäftigen würde, wenn da ein Ziel in Form einer Veröffentlichung am Ende steht. (Jedenfalls habe ich keine Lust Zeit und Geld zu investieren, das Produkt meiner Arbeit anonym in ein Forum zu stellen und dann schreibts einer ab, macht ein Buch draus und heimst Lorbeeren und Geld ein.) Ansonsten würd ich das Thema verfolgen wie bisher, also in Blogs diskutieren und Quellen lesen, die einfach und mit wenig Geld zu érreichen sind.

"Staatsbroschüre des UG-Bündnisses" Meinst du: "Staat, Weltmarkt und Herrschaft der falschen Freiheit"? Das taugt nix.

Zu den Resultate-Verlag Büchern: Das Problem ist, dass für die MG der Gegenstand Volk als der Zweck kollektiv über Produktionsvoraussetzungen zu verfügen komplett inexistent ist. Volk ist für die bloß das Sammelsurium der Untertanen einer Staatsgewalt. Insofern ist im "bürgerlichen Staat" davon eh nicht die Rede. (Was getrennt davon stimmt, wäre zu klären) Im Imperialismusbuch müsste das Volk dann vorkommen, tut es aber nicht.

"§1 Doch weist gerade die sozial- und wirtschaftspolitisch bewerkstelligte Akkumulation des Kapitals, ihr durch die Wechselfälle der Konjunktur gesichertes Gelingen auf die Grenze hin, die dem Wachstum des nationalen Reichtums mit seiner staatlichen Organisation gezogen sind: das politische Subjekt der Ökonomie kann letzterer nur in dem Maße dienstbar sein, wie sein Gewaltmonopol reicht. Der Einsatz der staatlichen Gewalt auch außerhalb des Territoriums ihrer Herrschaft ist unerläßlich, sollen die Mittel der Akkumulation nicht auf die natürlichen Reichtümer des eigenen Herrschaftsgebietes reduziert bleiben."

Die Nation ist hier bloß das politische Subjekt der Ökonomie. Die Frage warum dieses politische Subjekt in engen nationalen Grenzen entsteht. Wie also aus der Logik des Kapitals und seines politischen Subjekts eine Grenze nach außen auch gegenüber gleichartigen politischen Subjekten mit gleicher Ökonomie entsteht, wird gar nicht erst gestellt. Von der Logik des Kapitals braucht es diese Grenzen ja gerade nicht. Das bestätigt auch das Imperialismusbuch, indem es in der Beschränkung "auf die natürlichen Reichtümer des eigenen Herrschaftsgebietes" eine Schranke der nationalen Akkumulation erkennt und diese Schranke für den Grund des staatlichen Wirkens nach außen hält - also den Grund des Imperialismus.

Es stimmt natürlich schon, dass sich der bürgerliche Staat zum Agenten des nationalen Geschäfts gegenüber anderen Nationen macht. Der Witz ist aber, dass er das bloß muss, weil er sich als nationales Gewaltsubjekt nach außen abgegrenzt hat. Der Staat schlägt sich hier mit einem Problem rum, das er sich durch seine Abgrenzung nach außen selbst eingebrockt hat und das gerade nicht aus seiner Funktionalität fürs Kapital entsteht. Umgekehrt erfordert die Funktionalistät fürs Kapital einen Umgang mit der Schranke, die aus seiner Konstitution als nationales bzw völkisches. Gewaltsubjekt folgt.

"Der Souverän
Das demokratische Volk betätigt sich als Souverän dadurch, dass es in regelmäßigen Abständen eine neue Regierung wählt oder die alte bestätigt. Die turnusmäßig abgehaltene Wahl bedeutet aber nicht, dass die Bürger in diesen Sternstunden ihrer Souveränität alle öffentliche Gewalt wieder an sich ziehen, alle Einrichtungen der Staatsmacht zurücknehmen und alles neu regeln könnten. Die Volkssouveränität, die das Wahlvolk ausübt, besteht vielmehr darin, die Gewalt zu delegieren, damit sie dann als Gewaltmonopol bei den Gewählten ist. Ein seltsamer Vorgang – das Volk gibt seine Gewalt freiwillig weg an ein paar Leute, die dann über es die Herrschaft haben – , wenn man sich „das Volk“ als Mannschaft vorstellt, die sich frei und souverän über ihre Angelegenheiten berät und im Ergebnis an einem Gewaltverhältnis Geschmack findet, in dem sie freiwillig die gehorsame Seite übernimmt."

Sehen wir mal davon ab, dass es nicht die Wahl ist, in welcher die Gewalt vom Volk zum Staat übertragen wird. Das Gewaltmonopol ist und bleibt bei der Wahl beim Staat. Entschieden wird nur darüber, welche Partei die Regierungsgeschäfte leitet. Mit einem hin- und hergeschiebe von Staatsgewalt hat das nichts zu tun. Nicht erst in der Wahl entäußert sich das Volk der Gewalt, sondern dadurch dass es ein kollektives Gewaltsubjekt schafft. Und das ist auch kein Weggeben von Gewalt oder das Errichten einer Herrschaft über sich, die dann alles mit ihnen anstellen könnte, sondern der Staat ist die Form der Organisation ihrer Gewalt. Der Staat ist eben immer noch und weiterhin die Gewalt des Volkes und kein Unterdrückungsapparat, der ihnen fremd gegenübersteht. Der Staat ist das Gewaltsubjekt, das den Volkszweck exekutiert. Die Versusleute wollen einen Widersinn konstruieren, der darin besteht, dass das Volk seine eigene Unterdrückung organisiert. Weil der Widersinn, den Versus konstruiert hat, nicht sein kann, besteht Volk nicht darin, dass es irgendetwas zu sagen hätte.

Aber so gibt es „das Volk“ ja gar nicht. Der ganze Inhalt dieser Mengenbezeichnung liegt darin, von allen bestimmten gesellschaftlichen Betätigungen, Beziehungen, Gemeinsamkeiten ebenso wie Gegensätzen abzusehen und an Industriearbeitern und Hausfrauen, Bauern, Managern und HartzIV-Empfängern nur eines festzuhalten: Für sie alle ist dieselbe hoheitliche Gewalt zuständig. Dass sie zum Personalbestand desselben Staates gehören, ist die einzige Gemeinsamkeit, die sie alle zum „Volk“ zusammenfasst. Insofern geht ihre Existenz als Volk von der Staatsgewalt aus und nicht umgekehrt." (Versus 32 November 2009, Die demokratische Wahl)

Volk ist laut Versus wie üblich GSPmäßig die Unterworfenheit unter eine Staatsgewalt. Die Logik lautet: Wenn das Volk was zu sagen hätte, würde es nicht ausgerechnet seine eigene Unterwerfung organisieren. Weil das ein Widerspruch ist, hat es nichts zu melden, also ist Volk nichts anderes als Unterworfenheit. Der merkwürdige Dreisatz lebt davon, dass falsch unterstellt wird der Inhalt von Staat sei Unterwerfung des Volkes. Dann ist es als Volk natürlich unsinnig sich eine Gewalt hinzustellen. "Also" ist Volk nicht Auftraggeber, sondern das Negativbild eines Staates von dem man unterstellt sein Zweck sei Unterwerfung. Volk ist also Unterworfenheit unter den Unterdrückerstaat.

Nochmal die Logik: Das Volk kann keinen Staat wollen, das dem GSP-Begriff vom Staat entspricht. Stimmt. Einen Staat, welcher der GSP-Auffassung von Staat entspricht, kann man wirklich nicht wollen. Aber den wirklchen Staat, der die Konkurrenz um Reichtumsquellen gegen andere Völker austrägt, den kann man als Volk sehr wohl wollen.

Tja, Manchmal würd ich schon gern wissen, warum das Manuskript abbricht.

Warum dir der Grund für die kompensatorischen Maßnahmen fehlt, versteh ich nicht. Steht doch da "Die negativen Wirkungen...sind für den Staat Anlaß zu kompensatorischer Tätigkeit, die der Aufrechterhaltung der Eigentumsordnung dient. (§5)" Und du schreibst es auch: ", weil er sieht, was seine Gesetze anrichten." Das Eigentum wirkt sich zerstörerisch auf die Reichtumsquellen aus und dass diese versiegen will er natürlich nicht. ("Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen allen Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.")

"Schon ganz oft gehört: als Erklärung(!) für die Staatsform der Demokratie wird angebracht, dass sie sehr stabil ist, weil wenn alle Leute dafür sind, muss man nicht hinter jeden einen Peitschnschwinger stellen, so dass der Staat mit viel weniger Gewaltaufwand als sonst herrschen kann. " Wenn man mal beiseite lässt, dass die Erklärung verkehrt ist, kann man daran auch nochmal das Staatsidee des GSP studieren. Das sitzt irgendwo ne Staatsgewalt rum, die sich überlegt, wie man am besten herrschen kann und dann kommt sie drauf, dass man ein bißchen Wahlzirkus machen muss, damit das Unterdrückungsgeschäft dem Staat leichter fällt, weil er weniger Gegenwehr bekommt. Herrschaft ist in dieser Vorstellung per se nichts anderes als Unterdrückung und die Formen der Herrschaft unterscheiden sich dann nur in der Methode der Unterdrückung. Dabei erscheint die Demokratie als besonders raffinierte Form, weil sie den Willen der Unterdrückten beim Unterdrücken benutzt. Das Peitschenschwingen bzw. Unterdrückung/Sklaverei war aber noch nie der Begriff von Herrschaft. Eigentlich ist es genau umgekehrt. Jede Herrschaft zeichnet es aus, dass die Untertanen prinzipiell dafür sind. Darin ist die Demokratie gerade keine Ausnahme.

"Da ist ein inhaltlicher Bruch und zwar ein ziemlich offensichtlicher - das vielleicht auch der Grund, warum die heutigen GSPler die Erklärung des Staates aus dem abstrakt freien Willen nicht gelten lassen. Für sie ist er nur ein Anhängsel der staatlichen Gewalt, ein Epiphänomen, das den Beherrschten zwar zugestanden wird, aber eben der Grund für gar nichts ist." Ich denke schon, dass sie den abstrakt freien Willen gelten lassen als Erklärung, nur stellen sie sich eben vor, der abstrakt freie Wille sei sowas wie ein staatlich gemachter Wille. Aus der staatlichen Garantie der Verhältnisse würde der Wille der Bürger zum Staat folgen. Das denken Sie als Notwendigkeit, die dann natürlich die Willensleistung durchstreicht. Dass die Bürger in den Verhältnissen, die ihnen vorgesetzt werden zurechtkommen wollen, ist aber ihre freie Entscheidung. Zu ihrer Stellung zu den Verhältnissen werden sie nicht gezwungen und können auch nicht gezwungen werden. Insofern ist es auch blöd sie als Anhängsel staatlicher Gewaltausübung zu betrachten.

Gut. Dann bis die Tage.