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A: Erkläre mal, warum es falsch sein soll, für Gerechtigkeit zu streiten.

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1. Weil es das eigene Bedürfnis nach mehr Lohn, nicht einfach mit der eigenen Armut begründet, sondern ein gesellschaftliches Kriterium als Begründung bzw. Rechtfertigung angibt, das sich vom eigenen Bedürfnis schon einigermaßen entfernt hat. Das Geld, das einer zur Verfügung hat, wird nicht ins Verhältnis zu den eigenen Konsumnotwendigkeiten gesetzt, sondern in ein Verhältnis zu anderen. Ein gesellschaftlicher Gleichheitsmaßstab, dessen Gültigkeit der Kritiker unterstellt, soll entscheiden, ob mehr Lohn drin ist oder nicht. Das hat schon mal den Haken, dass die Gesellschaft, wie sie real existiert ja schon entschieden hat, dass nicht mehr drin ist. Man klagt also einen Maßstab ein, dessen Praxis, wenn es ihn geben sollte, praktisch den Bescheid schon erteilt hat, dass mehr Lohn nicht drin ist. Diese Art zu denken nennt sich Idealismus, bzw. Staatsbürgeridealismus. Statt zu fragen. "Woher kommt es eigentlich, dass ich so wenig Lohn erhalte?" hält man den eigenen Lohn lieber für einen Verstoß der Gesellschaft, des Staates an dem ausgedachten Ideal für einen gerechten Lohn zu sorgen. Man unterstellt der Gesellschaft also einen Maßstab, den sie gar nicht hat, um den eigenen Anspruch auf einen höheren Lohn zu rechtfertigen.

So geht bürgerliches Denken. Nicht fragen "woher kommt's?", sondern man denkt sich einen allgemeinen Maßstab, ein allgemeines Gesetz, eine allgemeine Regel aus, deren Gültigkeit dann automatisch zufälligerweise dem eigenen materiellen Interesse zu Gute kommt. Warum machen die Leute das? Sie machen das, weil sie vom Staat und von der Demokratie ne Menge halten und von einem Gegensatz zwischen ihrem materiellen Wohl und dem Wohl des Staates oder der Nation nichts wissen wollen. Deshalb nehmen sie den Staat nicht als den, der er ist, sondern unterstellen ihm lauter Zwecke, die wenn sie verwirklicht werden würden auch das eigene materielle Interesse zum Zug kommen lassen würden. Bürger melden ihr Interesse eben immer moralisch an d.h. was sie wollen dient nicht ihrem Interesse, sondern dient in Wirklichkeit einem Höheren allgemeingültigen Maßstab.

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Welchem Proleten fällt nicht nach der dritten Seite das Buch vor Erschöpfung aus der Hand? Und eben die sollen Marx verstehen?

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Du hast natürlich recht damit, dass das eine Schwierigkeit ist, der man aber begegnen könnte. z.B. mit Zusammenfassungen, Vorträgen, Sonntagsterminen oder so. Ich bin sicher es gibt Möglichkeiten. Und wenn die Wissensvermittlung länger dauert, wäre das auch nicht schlimm. Das setzt aber voraus, dass man sich selbst was klarmachen w i l l und diesen Willen muss man mitbringen. Üblicherweise pflegen die Leute z.B. solche geistigen Übungen wie oben beschrieben. Sie wollen eben ums verrecken nichts von einem Gegensatz zwischen ihrem Interesse und dem der kapitalistischen Gesellschaft etwas wissen.
Es ist gar nicht so, dass sie ihren Hirnkasten nicht anstrengen und sich nicht selbst viele und komplizierte Gedanken machen. Aber eben bloß falsche, die darauf hinauslaufen, den Widerspruch zwischen ihren materiellen Bedürfnissen und der Gesellschaft ideell zum verschwinden zu bringen. So stellen sie lauter Verstöße fest an den eigentlich guten Absichten der gesellschaftlichen Verhältnisse. Politiker sind korrupt, unfähig, kurzsichtig, von den verkehrten Leuten beeinflusst usw. und so kommt es, dass die eigentlich gute Demokratie ihre segensreichen Wirkungen nicht entfalten kann. Nicht die Verhältnisse - die anderen Gesellschaftsmitglieder sind schuld, dass die eigentlich guten Verhältnisse nicht gut sein können.

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dass junge Marxisten Mühe haben, höhere Abstraktionsebenen zu verlassen, um die schlichter Denkenden dort abzuholen, wo sie nunmal sind.

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Ja das ist mir auch schon aufgefallen. Leider macht niemand darauf aufmerksam, sodass die Jungen oft denken, je komplizierter sie sich ausdrücken, desto gescheiter klingen sie.

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Sich diesem Dilemma zu stellen, heißt noch nicht, aufzugeben.

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Nein, heißt es nicht. An der Müdigkeit oder am Hamsterrad liegt es aber nicht, dass die Vermittlung sich schwierig gestaltet.

Noch eine Anmerkung: Ein Klassenbewusstsein in an sich noch keine Garantie dafür, dass die Arbeiter eine andere Gesellschaftsordnung anstreben. Eine Arbeiterklasse kann sich auch als Partner der Unternehmer verstehen, von denen sie lediglich einen gerechten Anteil am gemeinschaftlich erwirtschafteten Gewinn fordert. Deshalb dürfen die Forderungen nicht zu hoch sein, um sozusagen die Kuh die man melken will nicht zu schlachten. Ein vernünftiges Klassenbewusstsein als Arbeiter wäre eines, das die Existenz einer Arbeiterklasse nicht als Gut, sondern als Missstand versteht, den es aufzuheben gilt, da Lohnarbeit Ausbeutung ist, die nur in einer neuen Gesellschaftsordnung endgültig beseitigt werden kann.