"Und dass Marx mit dem heute höchstens noch Naturwissenschaftlern vertrauten Argument dahergekommen ist, dass Zeit numal das "Maß der Bewegung" sei, darf man ihm getrost verzeihen. Erstens stimmt es, ..."
(Das Geld, Theo Wentzke, Wolfgang Möhl)

Ich bin kein Naturwissenschaftler und trotzdem ist mir vertraut, dass das Maß der Bewegung, die Geschwindigkeit ist, also das Verhältnis von Weg pro Zeit und nicht bloß Zeit. Wenn man schon Naturwissenschaftler anführt, dann sollte man vielleicht vorher einen fragen oder einfach ins Lexikon schauen und ihre grob 400 Jahre alten Ergebnisse ernst nehmen. "Der Physiker und Astronom Galileo Galilei stellte die Ideen anderer großer Denker seiner Zeit zusammen. Er analysierte Bewegung anhand der von einem Startpunkt aus zurückgelegten Strecke und der dafür benötigten Zeit. "Mechanik." Encarta Enzyklopädie 2001"

"Der Zeitbegriff der NaWis geht in der Tat auf Bewegung zurück." Du antwortest auf eine andere Frage. Nämlich die Frage, was Zeit ist. Eigentlich sogar nur auf die Frage wie man Zeit mißt. (Heute definiert als die Frequenz der Spekrallinie von Cäsium 133, eine Sekunde ist die Zeitspanne, in der 9 192 631 770 Schwingungsperioden ablaufen) Hier ging es aber um einen anderen Gegenstand, nämlich Bewegung. Und der ist definiert als das Verhältnis aus Weg und Zeit.

Wieviel Kontext willst du denn?

Der Einfachheit halber habe ich die betreffende Doppelseite auf den Scanner gelegt.

" Sie gehen davon aus, dass ihre Teilarbeit den Zweck erfüllt, ein in Geld verwandeltes Produkt zu schaffen, so dass sie an den stofflichen Reichtum gelangen, den sie brauchen und wollen. Doch das subjektive Maß ihrer Leistung erfährt erst über den Markt seine objektive "Bestätigung" bzw. seine "Korrektur": So ist ihre Arbeit das Maß ihres Anteils am Wert, dieser abstrakten, getrennt von der Brauchbarkeit der Waren gültigen Form, des Reichtums, aber nur insoweit, als sie in der Austauschbarkeit ihrer Produkte ihre gesellschaftliche Notwendigkeit beweist.

Viertens schließt diese jedem Zeitungsleser nachvollziehbare Erklärung recht bekannter Marktphänomene - dass nicht erst in Krisen, sondern schon in der gewöhnlichen Konkurrenz jede Menge Gebrauchswerte dem Kriterium des Werts geopfert werden, dass dabei manche Arbeitsstunde als vergebliche Liebesmüh' rangiert, ist eine Tatsache, mit der moderne Bürger ebenso vertraut gemacht werden wie mit dem Verlangen nach Arbeit, die für die innere und äußere Konkurrenz der Nation, für den Aufschwung wie für die Rezession, wegen der Auftragslage und für den ,Wohlstand' das fällige Rezept darstellt... - eine Bestimmung der Arbeit ein, auf die es im Kapitalismus ankommt. Maß des Werts ist sie nicht durch die speziellen Verrichtungen, mit denen aus allerlei natürlichen Materialien mit allerlei Hilfsmitteln ein Produkt verfertigt wird, das aufgrund seiner Eigenschaften für Konsumtion oder Produktion gute Dienste tut. Diese konkrete Tätigkeit ist wiederum nur die Voraussetzung dafür, dass die Produkte für den Austausch interessant werden. Was gemessen wird, wenn das objektive Maß der Werte, das Geld, zum Einsatz gelangt, ist Arbeit schlechthin; unabhängig von ihren mehr oder minder komplizierten Verfahrensweisen, von den Arbeitsmitteln wie von Techniken der Produzenten. Marx hat die abstrakte Arbeit wiederum aus der Gleichsetzung der Arbeitsprodukte im Tausch "hergeleitet", was ihm viel Unverständnis eingebracht hat. Dabei ist noch nicht einmal die Einsicht, dass ein Maß allemal quantitative Differenzen von qualitativ Gleichem festhält, erforderlich, um zu begreifen, welche Banalität Marx im Auge hatte: Wo der genuine Zweck der Arbeit das Geld ist, kommt es weder auf die Vorliebe für eine Tätigkeit noch auf die traditionelle Verwurzelung in einem Gewerbe an; Wechsel der Produktion, der Branche — oder, vom Arbeiter her ausgedrückt: Umstellung, Mobilität, berufliche Flexibilität - ist für jeden aufgeklärten Kenner des Marktes die selbstverständlichste "Produktionsentscheidung"; wenn es darum geht, welche Arbeit sich (S.38 ) lohnt, ist jede so gut wie die andere oder eine unter Umständen auch einmal gar nichts trotz der nützlichen Früchte, die sie bringen mag. Bei den Arbeiten, die für die Produktion von Wert taugen, kommt es dafür darauf an, dass sie möglichst ausgiebig stattfinden. Wenn das Interesse beim Tausch der Arbeitsprodukte, der Waren, sich darauf richtet, möglichst viel fremde Produkte für das eigene einzutauschen, so vergleichen sich in den Proportionen, in welchen die Waren schließlich getauscht werden, die gesellschaftlich notwendigen Arbeiten nach dem einzigen Unterschied, dessen sie als abstrakte fähig sind - nach der Zeit. Und dass Marx mit dem heute höchstens noch Naturwissenschaftlern vertrauten Argument dahergekommen ist, dass Zeit nun einmal das "Maß der Bewegung" sei, darf man ihm getrost verzeihen. Erstens stimmt es, und zweitens hält selbst der wirtschaftliche Sachverstand von heute die gewissenhafte Festsetzung und Einteilung der Arbeitszeit für das Allerwichtigste.

Im Interesse einer möglichst großen Anzahl von verkäuflichen Waren ist die absolute Arbeitszeit maßgeblich für den Erfolg, auf den die Produktion für den Tausch abzielt. Zugleich kommt es den Warenproduzenten auf die Verkürzung der relativen Arbeitszeit an: Ob sie pro Stück gerade die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit aufgewandt, sie überschritten oder unterboten haben, stellt sich im Preisvergleich konkurrierender Angebote heraus, die sich einem quantitativ umschriebenen zahlungsfähigen Bedürfnis gegenübersehen. Die Notwendigkeit, sich mit seinen Produkten als Nutznießer der gesellschaftlichen Arbeitsteilung zu bewähren, schließt also einen handfesten Widerspruch im Umgang mit der "Geldquelle Arbeit" ein: Der Wert einer Ware steigt mit der auf sie verwandten Arbeitszeit, aber nur, soweit es sich um gesellschaftlich notwendige handelt. Im Bemühen, dieser Bedingung des Erwerbs gerecht zu werden, ist Produktivitätssteigerung, welche den Wert der Waren senkt, das Mittel in der Konkurrenz, den angeeigneten Wert zu mehren - bzw. ein Zwang, den Warenproduzenten an den Schranken des Marktes erfahren.

Es ist vielleicht nicht unnütz, die hier referierten Aussagen der »objektiven Wertlehre" auch einmal im Original zu Wort kommen zu lassen; denn was an Marx kritisiert zu werden pflegt, hat mit seinen Behauptungen über Ware, Wert, Preis, Geld und Arbeit herzlich wenig zu schaffen: »Das Produkt befriedigt heute ein gesellschaftliches Bedürfnis. Morgen wird es vielleicht ganz oder teilweise von einer ähnlichen Pro-... S.39"


Ja. Das wäre ne Tautologie, wenn man die Einheitenbestimmung der Zeit als ihre Erklärung ausgeben würde. Ist sie aber, wie gesagt, nicht. Meines Wissen gibt es diese Erklärung noch nicht.

Was ist den vt in der Gleichung. Ich dachte immer die Gleichung
für die gleichmäßig beschleunigte Bewegung sei s=a/2 x t²

"Maß an Bewegung" steht m.E. in Anführungszeichen, weil es Marx ja nicht um eine physikalische Größe, sondern um menschliche Arbeit ging.

Da war ich gestern nicht mehr so ganz frisch als ich "der" durch "an" ersetzte. "Weisst du denn wo er das schreibt?" Wenn man auf mlwerke.de nach der genauen Wortfolge sucht bekommt man zwei Ergebnisse die von Engels stammen und auf das selbe Werk verweisen. (Karl Marx/ Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 20. Berlin/DDR. 1962. »Dialektik der Natur«, S. 370-383.) Friedrich Engels - Dialektik der Natur - Maß der Bewegung. - Arbeit
http://www.mlwerke.de/me/me20/me20_305.htm

"Wenn du jetzt bei der Produktion vorraussetzt dass es sich um notwendige Arbeit handelt, die mit gleicher "Produktivkraft"(?) von verschiedenen Produzenten geleistet wird, dann entscheidet auch die ProduktionsZeit." Wenn man die Analogie richtig ausführt, kann man sie schon machen. Drei Worte mehr hätten nicht geschadet.

Der Lohn ist der Wert der Arbeitskraft. Der kommt in diese Rechnung gar nicht rein, weil es um die von der Arbeitskraft geleistete Arbeit geht, wenn sich zwei Waren in bestimmten Proportionen miteinander vergleichen. (Und nicht den Wert der Lebensmittel, die zur Reproduktion der Arbeitskraft erforderlich sind.)

Nochwas verstehe ich nicht.

"Eigentum in der Marktwirtschaft heißt nämlich, dass die Staatsgewalt keinen Gegenstand herrenlos lässt, sondern alles, worüber sich überhaupt unter Ausschluss anderer verfügen lässt, einem Eigentümer als Objekt seiner alleinigen Willensentscheidung zurechnet. Dieses ausschließliche Verfügungsrecht ist eine sehr raffinierte Kategorie: Es unterscheidet gründlich zwischen dem praktischen Verfügen über irgendwelche nützlichen Gegenstände, ihrem Gebrauch, der seiner Natur nach oft ausschließend sein mag und oft auch nicht, und auf der anderen Seite einem davon völlig unberührten ideellen Verfügen; das beruht eben darauf, dass die staatliche Gewalt dem Willen dessen, den sie dazu berechtigt, in Bezug auf „seine" Gegenstände Entscheidungsfreiheit sichert und alle anderen davon ausschließt. S.107"

Die Kategorie Eigentum unterscheidet doch gerade überhaupt nicht zwischen einem praktischen und ideellen Verfügen. Das praktische Verfügen interessiert sie schlicht nicht. Was einer mit seinem Gegenstand anstellt, ob er ihn konsumiert oder einlagert, um ihn später zu verkaufen, bestimmt das Eigentum nicht. Das praktische Verfügen wird dem ideellen untergeordnet. Solange man ideell über ein Ding verfügt, kann man mit ihm machen was man will (das ist der Inhalt des ideellen Verfügens). Das heißt ich kann weiterhin nur ideel darüber verfügen oder ich kann es tatsächlich gebrauchen. Dem Eigentum ist das egal, solange die ideelle Seite geklärt ist.

Das Eigentum bringt das ideelle Verfügen doch erst mal auf die Welt. Ohne Eigentum gibt's das überhaupt nicht. Es legt fest, dass diese Art des Verfügens die einzge gesellschaftlich gültige Art des Verfügens sein soll. Ob einer was braucht ist im Eigentum für irrelevant erklärt.

Es geht hier doch nicht um rechtliche Unterscheidungen, schon gar nicht um die rechtliche Unterscheidung von Eigentum und Besitz. Das ist wieder ein anderes Thema, sondern um den Inhalt des Eigentums in der Marktwirtschaft. Und da muss man als allererste und grundlegende Bestimmung festhalten, dass es dabei um's ideelle Verfügen geht und sonst um nichts. Das ist doch auch schon eine Kritik. Natürlich muss man auch weiterhin praktisch verfügen, wenn man leben also konsumieren will. Die Unterscheidung zwischen beiden, kommt aber nicht dadurch zu stande, dass das Eigentum als Kategorie beides enthält, ideelles und praktisches Verfügen, (so klingt das in dem Satz), sondern dass es das ideele Verfügen in die Welt bringt, für ausschließlich gültig erklärt und dadurch das praktische dem ideellen Verfügen unterordnet.

Es ist hier nicht die Frage, wie ich "Eigentum als Kategorie" definiere, sondern wie Möhl/Wentzke das tun. Die Bestimmung steht im Übrigen schon da. Nur widersprechen sich die Autoren meiner Ansicht nach. Man kann nicht auf der einen Seite sagen Eigentum sei ideelle Verfügung: "Eigentum in der Marktwirtschaft heißt nämlich, dass die Staatsgewalt keinen Gegenstand herrenlos lässt, sondern alles, worüber sich überhaupt unter Ausschluss anderer verfügen lässt, einem Eigentümer als Objekt seiner alleinigen Willensentscheidung zurechnet." und auf der anderen Seite das Eigentum würde an den Gegenständen eine Unterscheidung treffen zwischen Gebrauch und abstrakter Verfügung. Das Eigentum unterscheidet aber überhaupt nichts, es erklärt die abstrakte Verfügung für das einzig Gültige und damit alles übrige, auch den Gebrauch, für irrelevant.