Ein Existenzbeweis ist sowieso unnötig, bei Dingen, die evident sind. Man muss auch nicht die Existenz der Sonne beweisen. Bei Dingen wie Gott oder Atomaren Teilchen sieht das schon anders aus. Bei Elemenatarteilchen ist auch ihre Entdeckung, das ist ja der Nachweis ihrer Existenz, eine wissenschaftliche Leistung. Aber die Existenz des Staates muss man ja wirklich nicht nachweisen. Steuern und Strafzettel sind mir real genug, um zu wissen das es ihn gibt.

Etwas anderes ist es zu beweisen, wie der bürgerliche Staat historisch entstanden ist. Das ist einfach ein Gegenstand der Geschichtswissenschaft. Die Geschichtswissenschaft klärt im besten Sinn, warum ein Staat so entstanden ist. Da spielen sowohl Notwendigkeiten als auch mehr oder minder spezifische Gegenheiten eine Rolle. Das ist zwar nicht uninteressant, aber natürlich im wissenschaftlichen Sinn nicht der Kern der Sache selbst.

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" und man muss die Notwendigkeit seiner Existenz beweisen, wennman ihn korrekt bestimmen will."

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Das gefällt mir deshalb nicht, weil du mit dem zufügen des Wortes "Existenz" nachelegst, das hätte was mit den oben angeführten Existenzbeweisen zu tun. Hat es aber ganz und gar nicht. Wenn man was erklären will, muss man die Notwendigkeit der Sache angeben, weil die Notwendigkeit die Sache bestimmt. Ich denke jeder vernünftige Wissenschaftler oder wissenschaftliche Kommunist kann dem zustimmen. Auch der GSP. Der GSP versucht aber methodische Tricks,um zu sagen: Du machst ja gar nicht, worin vernünftige Wissenschaftler sich einig sind, (Die Notwendigkeit der Sache bestimmen.) sondern du produzierst Existenzbeweise und historische Beweise. Damit hat man ohne ein einziges inhaltliches Argument gesagt zu haben, die Unmaßgeblichkeit der Theorie festgestellt, weil es angeblich nur um historische Genese geht. Das ist natürlich eine Diffamierung und Diskreditierung der Theorie.

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"1. Könnte mir bitte jemand mal in eigenen Worten sagen, was die logische Kategorie Grund bedeutet? Ich habe versucht aus Hegels Erklärung schlau zu werden, bin aber vorerst daran gescheitert."

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Das ist doch alles bloß Ablenkung, Trickserei. Man kann nicht besser denken, wenn man theoretisch weiß, was ein Grund ist. Diese ganze Hegelei nützt auch nichts, wenn man über den Staat nachdenkt. Ich benutze Grund im Sinne von Notwendigkeit. Jedes Ding hat seine Notwendigkeit in etwas anderem außer ihm, sonst wäre es eine Tautologie und das Ding würde mit sich selbst erklärt. Das unterscheidet den Staat nicht.

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"Der bürgerliche Staat ist ja Gewalt. Also ist er ein Mittel. Mittel können aber nicht für sich allein existieren. Jedes Mittel existiert überhaupt nur relativ zu einem Zweck. Und Zwecke nur relativ zu Menschen, weil Zwecke mit Willen und Bewusstsein gefasst werden."

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So ist es. Es bringt keine zusätzliche Erkenntnis, wenn man diesen Bestimmungen auch noch logische Kategorien zuordnet. Das macht sie weder richtig noch verkehrt. Die Notwendigkeit einer spezifischen Gewalt liegt eben darin, für welchen Zweck sie Mittel ist. Ricardo hat ja jetzt bei neoprene sogar versucht zu bestreiten, dass Gewalt ein Mittel ist, und hat sie "definiert" als Fehlen eines Konsensbildungsprozesses. Und am Ende denkt er die Gewalt selbst als Mittel.

Nochmal genauer auseinandergenommen.
1. "der Staat fällt nicht vom Himmel," 2."und man muss die Notwendigkeit seiner Existenz beweisen, wenn man ihn korrekt bestimmen will."

1. soll heißen, der Staat ist kein Naturding, das einfach da ist. Ein Staat ist ist eine gesellschaftliches Produkt. Zu sagen: Der Staat tut dies, der Staat tut das, bestimmt ihn überhaupt nicht. Warum tut er dies, warum tut er das? Was ist ein Staat?

2. Man muss überhaupt nicht die Notwendigkeit seiner Existenz beweisen. Man muss seine Notwendigkeit bestimmen. Das ist was anderes als zu beweisen, dass es ihn geben muss. Das wäre allerdings eine Affirmation im Sinne Hegels. Das sind alles Verfälschungen von GSP-Anhängern, die natürlich ihre Theorie schützen wollen und denen jeder Einwand recht ist. Deshalb entstellen sie meine Auffassung und versuchen sie so klingen zu lassen, wie eine verkehrte Theorie, die sie schon kennen und die sie vor allem kritisieren können.

Ich bin übrigens mit Punkt 2 des Vorworts zum bürgerlichen Staat voll und ganz einverstanden.

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"2. Zur Vermeidung von Mißverständnissen sei noch vermerkt, worum es unserer unmaßgeblichen Meinung nach bei einer A b l e i t u n g geht, was ja den methodisch interessierten Menschen so viel Kopfzerbrechen macht. Erstens ist eine Ableitung ganz dasselbe wie die Erklärung einer Sache, unterscheidet sich also nicht ihrem Inhalt nach von wissenschaftlicher Argumentation, wie sie sonst
stattfindet, sooft einer nach Gründen sucht. Zweitens ist eine Ableitung eine Form der Darstellung, die dem Inhalt gefundener Erklärungen entsprechend die Gedanken ordnet. Nicht in der Reihenfolge ihres historischen Auftretens, auch nicht in der Art und Weise, wie man über die verschiedenen Momente einer Sache stolpert, werden sie behandelt, sondern gemäß ihrem Zusammenhang. Wenn die
Untersuchung der Massenmedien z.B. den Grund dafür, daß es sie so gibt, wie sie sind, in der Verpflichtung der Bürger auf das Gewaltmonopol des Staates ermittelt hat, so kommt die Analyse der demokratisch bewerkstelligten Zustimmung zum Staat vor die Öffentlichkeit zu stehen. Die einzelnen Momente des erklärten Gegenstandes erscheinen als Grund füreinander, und jede Bestimmung des Staates nimmt die Stelle vor derjenigen anderen ein, welche sie n o t w e n d i g macht. Zum Verdacht idealistischer Konstruktion hat Marx das Nötige gesagt. In der Anwendung des Wissens über die Welt des Kapitals, in der Agitation derer, die diese Welt aus den Angeln heben sollen, sind dieselben Argumente fällig wie in der Ableitung nur nimmt die theoretische Auseinandersetzung mit dem Adressaten ihren Ausgang an dessen aktuellem Interesse: in unserem Fall an den Taten des
Staates, mit denen er sich gerade herumschlägt, über die er ein falsches Bewußtsein hat und zu denen er sich praktisch so verhält, daß sein Schaden garantiert ist. Während in der Ableitung die Maßnahmen des Staates aus ihrem G r u n d [die Leerzeichen sind übrigens auch im Originaltext vorhanden]heraus notwendig werden, wird in ihrer politischen Anwendung aus der aktuellen Kollision von Staat und Bürger deren Grund erschlossen. Dies zur Frage, inwiefern eine Ableitung eine theoretische Waffe darstellt und wer sie nicht brauchen kann."

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" und jede Bestimmung des Staates nimmt die Stelle vor derjenigen anderen ein, welche sie n o t w e n d i g macht."

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Seltsam, überall soll die Erklärung so geordnet sein, dass die inhaltlichen Notwendigkeiten festlegen, welche Bestimmungen aus welchen folgen und welche deshalb in der Darstellung vor einer anderen kommt, nur die Notwendigkeit der politischen Gewalt selbst soll eine irgendwie unzulässige Frage nach dem Grund sein, die angeblich sowas wie ein Existenzbeweis sein soll. Das leuchtet mir nicht ein.

Das Denken ist nicht per se objektiv, sondern nur wenn der Denker eine Sache so erfassen will, dass der Begriff der Sache, der Sache entspricht. Das ist leider eher die Ausnahme als die Regel. Meistens folgen die Begriffe, die sich zumindest Bürger machen, den Interessen, die sie an den Sachen haben.

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Aber weil jemand Geld bestimmt als Mittel, an nützliche Sachen zu kommen, würde ich dem nicht seine Objektivität abstreiten. Seine Theorie ist falsch, aber trotzdem eine (falsche) Theorie, oder?

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Ja eine falsche Theorie ist auch eine Theorie. Normalerweise wird Objektivität halt immer als Gegensatz zur Subjektivität benutzt. Subjektivität ist das Verhältnis des Subjekts zu einem Ding. Objektivität ist der Versuch ein Ding so zu erfassen, wie es selbst ist, eben ohne Bezug zum Subjekt. "Dem" - Wem würdest du nicht die Objektivität abstreiten? Dem Versuch mit Geld an nützliche Sachen zu kommen? Sein Versuch ist objektiv, nicht objektiv ist das Geld als Zugangsmittel für Gebrauchswerte zu betrachten.

Zitat

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"Der bürgerliche Staat, also eine Gewalt, also ein Mittel schafft einen Zweck. Der Zweck ist auf dem nationalen Territorium Kapitalismus zu machen. "

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In §1 steht das nicht so deutlich drin, aber wenn GSPler den Staat erklären, dann ist genau das die Reihenfolge. Dann richtet der Staat den Kapitalismus ein. In §1 a) steht folgendes:

Zitat

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"Gerade in diesem abstrakten Begriff wird deutlich, daß die Realisierung von Freiheit und Gleichheit eine ungemütliche Sache ist, weil sie sich erstens ökonomischen Gegensätzen v e r d a n k t und zweitens eine mittels Gewaltmonopol erzwungene A u f r e c h t e r h a l t u n g dieser Gegensätze zum Zweck hat."

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Warum muss man das denn so verflucht verschwurbelt schreiben? Kann man nicht schreiben: Freiheit und Gleichheit sind einen ungemütliche Sache, weil ihre Durchsetzung wegen der ökonomischen Gegensätze notwendig wird. Das Gewaltmonopol des Staates verfolgt mit der Durchsetzung von Freiheit und Gleichheit den Zweck, die Aufrechterhaltung der ökonomischen Gegensätze zu erzwingen.

Hier steht nicht, dass der Staat den Kapitalismus einrichtet, sondern dass er ihn aufrecht erhält, indem er seiner Gesellschaft die Gültigkeit von Freiheit und Gleichheit vorschreibt. Und "Aufrechterhalten" ist ja wohl was anderes als "einrichten". Im einen Fall ist er der Schöpfer des Kapitalismus, im anderen sorgt er dafür, dass er funktionieren kann. Der Staat ist also eine Notwendigkeit seiner Funktion.

Das zirkelhafte des ersten Paragraphen liegt darin, dass der Staat als Gewalt eines Willens bestimmt wird, den er quasi selbst produziert. Wie kann er aber das Produkt seines eigenen Produkts sein? Wie du sagst wird Zwang und Wollen nicht sauber getrennt.

Der Bürger entwickelt seinen Willen zu einem bürgerlichen Staat auf der Grundlage von Eigentumsverhältnissen. Eigentumsverhältnisse bilden sich historisch im Absolutismus heraus, also ohne bürgerlichen Staat. Es braucht zwar Eigentumsverhältnisse bzw. die Möglichkeit das Eigentum als Einkommensquelle zu nutzen, aber es braucht nicht unbedingt einen fertigen bürgerlichen Staat. Mit bürgerlichem Staat sind die Eigentumsverhältnisse zwar entwickelter, funktionaler, durchgesetzter, aber um das Eigentum als Einkommensquelle zu affirmieren, braucht es keinen bürgerlichen Staat. Der Gsp tut nun so als seien vom bürgerlichen Staat durchgesetzte Eigentumsverhältnisse die conditio sine qua non, um einen Willen zum bürgerlichen Staat zu entwickeln. Und jetzt kommt die unsaubere Vermischung von Zwang und Wille. Irgendwie (nebelhaft) wird der Wille zum Eigentum (und daraus folgend der Wille zum Staat) als staatlicherseits erzwungender Wille betrachtet. Das ist aber falsch. Die Affirmation des Eigentums ist weder in fertigen kapitalistischen Verhältnissen erzwungen noch in unfertigen historischen, feudalen Verhältnissen. Aus der Eigenleistung der Eigentümer das Eigentum als Einkommensquelle g u t zu finden, es zu affirmieren, machen sie einen staatlich produzierten Willen.

Richtig ist: Der bürgerliche Staat folgt aus der Affirmation des Eigentums. Falsch ist: Der Staat folgt aus einem Willen, den er selbst quasi produziert indem er die Leute zum Eigentum zwingt, und diese dann zwangsläufig das Eigentum gut finden (müssen). Müssen sie eben nicht, wie man z.B. an dir und mir sieht.
In fertigen kapitalistischen Verhältnissen entwickeln sie zwar faktisch ihren Willen zum Eigentum auf Grundlage des staatlich verordneten Eigentums. Aber erstens ist es nicht notwendig, dass die Eigentumsverhältnisse fertig staatlich betreut existieren, um einen bürgerlichen Staat zu wollen und zweitens müssen sie das Eigentum überhaupt nicht affirmieren. Das ist ihre Leistung.

Es ist also genau umgekehrt. Nicht der Wille der Eigentümer wird staatlich hergestellt, sondern der Staat ist ein Produkt des Willens der Eigentümer, die eine Gewalt brauchen, wegen der Gegensätze, die sie gegeneinander ausfechten. Nicht der Staat schreibt ihnen das Eigentum vor, sondern sie wollen einen Staat, damit er anderen Eigentümern den Respekt vor ihrem Eigentum vorschreibt, das ihre geschätzte Einkommensquelle ist.