"Diese herrschende Klasse (Ritter und sowas) sind es dann auch, die Bauern zum kämpfen zwingen. Oder?" Also Bauern wurden im Mittelalter nur zu Kriegen herangezogen, wenn entsprechende Kriegspflichten gegenüber den Fronherren bestanden. Meistens wurden sie dann für Hilfsdienste für die Ritter herangezogen. Inwieweit Bauern in die Infanterie gezwungen wurden ist mir nicht bekannt und Quellen habe ich keine gefunden. Auch Infanteristen mussten nämlich ausgestattet und unterhalten werden, was nicht ganz billig war für den Lehensherrn. Als Bogenschütze oder Ritter brauchte man eine längere kostspielige Ausbildung, die man sicher nicht an zwangsrekrutierte Bauern verschwendet hätte.
Überhaupt war das ganze Lehenswesen, um die Gefolgschaft im Krieg aufgebaut. Für die Belehnung war ein Ritter zum Kriegsdienst (Heerfahrt, 40 Tage im Jahr) verpflichtet. Dauerte der Krieg länger wurde der Ritter durch neue Lehen entschädigt. Gefolgschaft begründete also einen Anspruch auf Land. http://www.kriegsreisende.de/mittelalter/staufer-ritter.htm
Teilnahme am Krieg der Herrschaft war gleichbedeutend mit Teilhabe an der Herrschaft. Wegen des Mangels an Geld wurde mit der Verfügung über Produktionsmittel in Form von Land entschädigt. Es ist deshalb Quatsch, dass feudale Heere im wesentlichen aus zwangsweise rekrutierten Bauern bestanden haben sollen. Bauernheere gab es nur bei Bauernaufständen. Darauf sind die Bauern dann ganz alleine gekommen.
Ich hab leider schon wieder wenig Zeit. Micoud und das letzte GSP Jour Fixe haben aber mal wieder dafür gesorgt, dass ich ein paar unbeherrschte Bemerkungen loswerden will.
Zitat Das "anerkennende" in der Tätigkeit der Untertanen liegt darin, dass sie sich nicht gegen die höhere Gewalt stellen und sich verdreschen lassen, sondern sich wegen der Dresche auf den Zweck, zu dem sie benutzt werden sollen, praktisch einstellen. Das ist nicht Zustimmung.
Dass man die gesellschaftliche Freiheit wie die natürliche Freiheit nimmt, das Geld für eine Gegebenheit hält wie einen Felsen oder das Fallgesetz ist keine „Anerkennung“ bzw. muss von dem, was landläufig Anerkennung heißt, nämlich eine eine geistige Distanz zu einer Sache einzunehmen und ihr dann zu bescheinigen, dass sie notwendig oder unabänderlich ('nun mal so') sei unterschieden werden. Die Leute verhalten sich einvernehmlich zum Geld, aber ohne dass sie damit ein wirklich theoretisches Einvernehmen haben. Wie zum Fallgesetz eben oder dem Hausberg, deren Existenz „anerkennt“ man auch nicht gesondert. Dieses Verhältnis „Anerkennung“ zu nennen ist deshalb ein Fehler. Wenn man diesen Fehler macht, stellt sich ein theoretisches Folgeproblem ein: Warum „anerkennen“ die Leute diese Verhältnisse? Und da hat der GSP die dumme Antwort: Weil sie gezwungen werden! Dass ist durch überhaupt nichts belegt und voller Widersprüche, die lang und breit erklärt worden sind. Wenn nämlich die herrschaftliche Gewalt der Grund des falschen Bewusstseins der Leute ist, indem sie die Verhältnisse setzt oder schöpft, woher kommt dann diese Gewalt? Sie ist dann grundlos - wie der Teufel dem Bösen der Welt - vorausgesetzt. Wenn man den GSP also religiös nennt, dann sagt man nichts falsches. Zudem ist es völlig willkürlich als äußere Bedingung des falschen Bewusstseins die Gewalt festzuhalten. Die Leute verinnerlichen sich eben nicht den Umstand, dass sie sonst Dresche kriegen als falsches Bewusstsein, sondern sie kommen geistig überhaupt nicht bei dem Punkt an, an dem ihnen die Gesellschaft als Mitmachen oder sonst „Dresche“ durch den Staat vorkommt. Das ist eine Projektion der GSP Kommunisten in die Leute. Wenn sie umgekehrt an diesem Punkt in größerem Umfang ankämen, dann wäre die Drohung des Staates mit der Dresche nicht mehr wirklich ernst zu nehmen.
Fuck the USA – wollte ich natürlich nicht schreiben, aber mit ein bisschen Fantasie weiß man was gemeint ist.
p.s. Für den Feudalismus sind die Wikipedia Seiten über das fränkische Reich interessant
Hier ein Ausschnitt aus dem Wikipediaartikel "Fränkischen Reich": Bauern - Nebst den zahlenmäßig größten Schichten der Bevölkerung, dem hörigen Bauern und dem grundherrlichen Gesinde gab es im Frankenreich noch zwei weitere bäuerliche Schichten: die Zinsbauern und die Königsfreien. Bei den Zinsbauern handelt es sich um solche Landwirte, die keiner Arbeit auf dem Fronhof oder dem Herrenacker verpflichtet waren, dem Grundherren jedoch eine bestimmte Abgabe zahlten, damit dieser sie vor allfälligen Gefahren schützt. Im Laufe der Zeit wurden sie den Hörigen langsam angepasst und gegen Ende des Frankenreichs (etwa um 900) unterschieden sie sich praktisch nicht mehr von ihnen.
Die Königsbauern waren Bauern, die außer dem König keinen Menschen über sich hatten. Meist gehörten sie dem fränkischen Stamm an. Sie waren zur Heerfolge verpflichtet, wenn der König seine Armee aufbot und dienten dort als Fußkrieger. Die Frankenkönige haben seit dem Einbrechen der Franken in Gallien die Königsbauern zumeist auf herrenloses Land gesetzt. Karl der Große siedelte vor allem in Sachsen diese Bauern an, die er vermutlich aus den Hörigen der Königsgüter, über die er Grundherr war, hatte auswählen lassen. Sie sollten damit gleichzeitig die fränkische Herrschaft über Sachsen sichern.
@libelle: Was du an dem jourfix-Protokoll auszusetzen hast, interessiert mich schon.
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Kritik an "Das Volk: Eine furchtbare Abstraktion"
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01.09.2007 16:06
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