@d..: "Warum ist der Begriff "Freiheit"; für eine Gesellschaft in der ich "frei"; von Herrschaft und Ausbeutung leben kann nicht zutreffend?" Deshalb: "Der Widerspruch der Freiheit zum Kommunismus liegt in der Unbedingtheit des individuellen Willens, die in der Freiheit ausgedrückt ist. Diese Unbedingtheit des Willens ist die Art wie Privateigentümer sich aufeinander beziehen. Ihr Verfügungswille gilt absolut und schließt alle Gesellschaftsmitglieder von ihrem Eigentum aus. Ihre Gesellschaftlichkeit tritt ihnen dann als bewusstlose Naturgewalt entgegen (z.B. der Fall der Werte, den sie selbst durch Produktivitätssteigerung der Arbeit produzieren, oder darin dass ihre individuelle Arbeit als gesellschaftlich durchschnittliche gilt oder als Wert von dem sie nicht wissen, das er vergegenständlichte gesellschaftliche Arbeit ist). Im Kommunismus kann es diese Unbedingtheit des individuellen Willens, der sich notwendig gegen die Gesellschaftsmitglieder aufstellt, nicht geben, da von vornherein gemeinschaftlich mit gemeinsamen Produktionsmitteln produziert und das Produkt dann auch von allen konsumiert wird. Entsprechend den Arbeiten existiert der individuelle Wille als Teil des gesellschaftlichen Gesamtwillens. Als Teil bestimmt er diesen einerseits, relativiert sich aber an ihm andererseits auch.

Auch im Kommunismus wird dein individueller Wille nicht unbedingt gelten. Du lebst dann in einer Gesellschaft die einerseits deinem Interesse nutzt, an der du deinen Willen aber auch gleichzeitig relativieren musst. Die Ausnutzung der Produktivität, die eine Gesellschaft auf die Beine stellt, bringt es eben mit sich, dass dein Wille darin nicht absolut gilt. Irgendwie ist das natürlich selbstverständlich. Es zeigt aber auch schön die Idiotie der Freiheit, die nur im Kapitalismus als vernünftig erscheinen kann. Wie soll das gehen, dass ein Wille in einer Gesellschaft absolut gilt? 1. Das geht bei Robinson, wenn es keine anderen Willen gibt, also ohne Gesellschaft. 2. Oder es geht, wenn sich die Gesellschaft einem Einzelnen unterwirft. Einem gottgleichen Alleinherrscher also, der aus eigener Machtvollkommenheit alle anderen Willen unterordnet, was nichts anderes ist als eine Machtfantasie. 3. Oder in einer kapitalistischen Gesellschaft, wo alle Gesellschaftsmitglieder eine gesellschaftliche Gewalt wollen, die ihren Willen gegenüber anderen ins Recht setzt. Gleichzeitig wird dadurch der eigene Wille gegenüber anderen berechtigten relativiert.

Das merkwürdige ist nun nicht, dass der individuelle Wille in einer Gesellschaft relativiert wird, sondern dass diese Relativierung geschieht, indem seine unbedingte Geltung durchgesetzt wird. Die Relativierung der individuellen Willen aneinander, geschieht durch das ins Recht setzen der Einzelwillen. Gesellschaft besteht im Kapitalismus also in einem negativen Bezug der Einzelwillen aufeinander. Einerseits sind die Leute natürlich auch im Kapitalismus aufeinander angewiesen, das machen sie aber immer negativ gegeneinander geltend. Ihr Verfügungswille wird als Erpressungsmittel für gesellschaftlichen Reichtum benutzt. Nur zu einer solchen Gesellschaft passt das Ideal der Freiheit, also eines Willens der unbedingt gegen andere gilt und der sich gleichzeitig nicht den Erpressungen der anderen Willen beugen will. In einer vernünftigen Gesellschaft ist klar, dass der Einzelwille nicht absolut gelten kann. Warum gilt ausgerechnet die Freiheit dann in der Demokratie als Höchstwert. Weil sie genau die Willensbeziehung von Privateigentümern untereinander beschreibt. Die Freiheit beschreibt genau den negativen Bezug der Willen aufeinander. Kraft meines Eigentümerwillens schließe ich alle übrigen Gesellschaftsmitglieder von der Verfügung über mein Eigentum aus. Freiheit ist also sinnvoll in einer Gesellschaft in der sich die Willen prinzipiell als gegensätzliche aufeinander beziehen. Gegenseitiger Ausschluss als Privateigentümer ist der Inhalt des Gegensatzes. In einer kommunistischen Gesellschaft sind die Willen nicht als gegensätzliche aufeinander bezogen, sondern als sich ergänzende, als Teile eines gesamtgesellschaftlichen Willens, der Produktion und Reproduktion der Gesellschaftsmitglieder zum Zweck hat.

Kleine kritische Anmerkung zu einem der Fehler aus neuen der Schrift des Ums Ganzes Bündnisses: "Zur Kritik des kapitalistischen Normalvollzugs: Staat, Weltmarkt und die Herrschaft DER FALSCHEN FREIHEIT"

"Unterm rastlosen Druck kapitalistischer Konkurrenz macht das Individuum selbst im Falle seines ökonomischen Aufstiegs die frustrierende Erfahrung, dass der gesellschaftliche Gehalt bürgerlicher Freiheit und Gleichheit wenig mit dem klangvollen Emanzipationsversprechen dieser Worte zu tun hat. Denn ihr wirklicher Inhalt ist nicht die solidarische Emanzipation der Menschheit von Naturzwang und gesellschaftlicher Herrschaft, sondern die Unterwerfung aller unter den unpersönlichen, systemischen Zwang kapitalistischer Verwertung." S. 29 Als würden die Leute im Ernst glauben kapitalistische Konkurrenz hätte "die solidarische Emanzipation der Menschheit von Naturzwang und gesellschaftlicher Herrschaft zum Ziel" und als würden sie dann enttäuscht feststellen, dass es nicht so ist. Den Linken vom Ums-Ganze-Bündnis nehme ich sofort ab, dass sie diesen Idealismus pflegen. Bloß ist es ein Fehler die eigene idealistische Stellung zum Kapitalismus zur Diagnose bürgerlichen Denkens und Strebens zu machen.

"Also den prinzipiell uferlosen Zwang, Profite stets aufs Neue als Kapital zu investieren, und dabei andere Kapitale auszustechen, die dem gleichen Zwang unterworfen sind. In der Konkurrenz der Lohnabhängigen, der Unternehmen und der Staaten als Standorte erfasst dieser Verwertungszwang jeden Winkel der Erde. (...)" Mir kommen die Tränen! Das arme Kapital wird vom bösen Verwertungszwang zum Gewinnemachen verdammt. Das ist schon ein starkes Stück in einem Satz Lohnabhängige, Unternehmer und Staaten gleichermaßen als Opfer des Verwertungszwangs darzustellen.

"In diesem System gesellschaftlicher Reproduktion ist jeder materielle Vorteil nur vorläufig, auf Widerruf in künftigen Konkurrenzschlachten. Und Konkurrenzzwang wie Krisendynamik der kapitalistischen Reproduktionsordnung stellen auch die ohnehin höchst exklusiven Freiheitsgewinne bürgerlicher Individualität immer wieder in Frage." Auch schön ist die Abstraktion "materieller Vorteil". Darunter fallen Gewinne nämlich genauso, wie Löhne, wohl weil Lohnabhängige im Gegensatz zu Lohnlosen materielle Vorteile genießen. Ganz umstandslos werden Lohn und Profit als "exklusive Freiheitsgewinne bürgerlicher Individualität" gefeiert, die leider durch die Konkurrenz immer wieder bedroht sind.

"So produziert die politische Ökonomie der bürgerlichen Freiheit systematisch individuelle und gesellschaftliche Ohnmacht. Das ist ihr Selbstwiderspruch - den der bürgerliche Staat kraft seines Gewaltmonopols aufrechterhält." Das ist ein Widerspruch der bescheuerten Erklärung der Ums-Ganze-Gruppe und keiner des Kapitalismus. Der hat nämlich überhaupt kein Problem damit, dass Lohnabhängige arbeitslos werden und dass ehemalige Konkurrenzgewinner Bankrott gehen. Die Botschaft ist klar. Bürgerliche Freiheit produziert Zwang, ist also keine ideale Freiheit nach linkem Geschmack, sondern eine falsche Freiheit. Die tun einfach so als sei ihre Misere, ihr Problem mit dem Kapitalismus eines des Kapitalismus. Es handelt sich also um Ideologie. Ihr Verhältnis zum Kapitalismus machen sie zu seiner Bestimmung. Obwohl sie vom Kapitalismus nichts halten, weil der seine Emanzipationsversprechen nicht einlöst und ihn deshalb ablehnen, halten sie in dem Urteil über ihn fest, dass er eigentlich ihr Mittel zu sein habe.