zu Krim

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"Die machen sich nach dem ersten erfolglosen Versuch nicht solche feinen Gedanken wie die Krähe," Vielleicht macht die Krähe sich gar keine feinen Gedanken, sondern kriegt es einfach mittels Gewalt gar nicht hin und muss deshalb den Draht benutzen.

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Der Witz liegt doch in deinem "muß". Natürlich versucht es jedes Lebewesen erstmal mit "Gewalt". Reißt also an Deckeln, versucht durch Löcher reinzugreifen usw. Und dann ergibt sich für die meisten Viecher häufig, daß da eben nichts geht. Dann werden die manchmal wütend und randalieren.

Oder lassen sich was einfallen. Das ist doch kein notwendiges "Müssen" sondern Bonusleistung ihres schlauen Gehirns, das sich martert, was da noch gehen könnte. Um dann eben beim Schimpansenversuch mit den zu hohen Bananen darauf zu kommen, daß man die doch kriegen könnte, wenn man den Hocker oder die Kisten aus der Ecke nimmt und sich da draufstellt.

Einen ähnlichen Versuch habe ich mit Papageien gesehen: Das Futter war in einem Glaskasten, der mit einem relativ schweren Deckel verschlossen war. Den haben die relativ kleinen Vögel (ich glaube es waren Beos) so nicht hochgekriegt. Aber der Deckel war mit einem langen Hebel versehen. Wenn man sich auf den Gegen"deckel" am anderen Ende der Wippe draufsetzt, hat sich der Vogel gedacht, dann geht das vielleicht doch auf. So wars auch.

Auf sowas kommt ein Tier nur, wenn es ein rudimentäres Verständnis von naturwissenschaftlichen Grundgesetzen hat, sich abstrakt Sachen vorstellen kann, zielgerichtet planen kann. Eben ein gewisses Maß an Verstand mobilisieren kann.

zu Krim

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"Aber so eng sehen sie es offensichtlich eben doch nicht." Aber dass Katzen Milch trinken, weißt du? Und soweit ist Sahnesoße auch nicht entfernt. Wer weiß was in Katzenfutter alles reingewurschtet wird. Sicher hat sich die Katze nicht überlegt. Heut probier ich mal Kohlrabi, sondern sie hat gefressen was ihr vorgesetzt wurde, weils vielleicht auch annehmbar gerochen hat. Da brauchts keinen Gourmetverstand.

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Natürlich weiß ich, daß eine Katze Milch trinkt. Noch heute zieht mich meine Frau mit einem Versuch bei unserer damals jungen Katze auf, der ich Wasser, Milch und Sahne zur Auswahl vorgesetzt hatte. "Natürlich" hat die Sahne genommen. Ich gebe zu, daß die Eßgewohnheiten von Tieren kein schlagender Beweis für Wahlhandlungen sind (obwohl sowas bei Allesfressern naheliegt). Aber deine messerscharfe Schlußfolgerung "Sicher hat sich die Katze nicht überlegt", teile ich nicht. Das unterstellst du doch nur. Wieso sollen denn andere Tiere keine willentlichen Entscheidungen treffen können? Selbst Küchenschaben sind keine Roboter, wie jüngst Licht- und Schattenversuche ergeben haben (Jose Halloy's Schaben-Robotor).
Auf meine Frage "Was ist da Trieb, was ist Gelegenheit, was Gewohnheit, was Entscheidung und individuelle Vorliebe?" bist du mit deiner Ausflucht, daß es keinen Gourmet-Verstand bräuchte, ja gar nicht eingegangen. Zudem das eher eine Frage des Gourmet-Willens ist, wenn man korrekt sein wollte.

Demzufolge müsste eine Spinne (oder sonst ein Tier) auch ein Naturwissenschaftliches Verständnis von Gravitation haben, wenn sie (es) über den Tisch krabbelt. Man kann auch darin eine willentliche Handlung reininterpretieren. Mal geht die Spinne links, mal rechts (Wahlhalndlung). Oder nicht?

Übrigens, auch bei deinen Vögeln hast du ja den von Krim erfassten Umstand, dass der "Willens"inhalt eben durch "Fressen/toben wollen" determiniert ist. Das widerspricht natürlich dem dass es ein bewusst gesetzter Zweck ist, sonst wäre er ja nicht determiniert.

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Demzufolge müsste eine Spinne (oder sonst ein Tier) auch ein Naturwissenschaftliches Verständnis von Gravitation haben, wenn sie (es) über den Tisch krabbelt.

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Da will ich noch nicht von Verständnis reden. Aber was sagst du zu meinem obigen Beispiel von den Spuckfischen, die in ein paar Millisekunden eine recht komplexe Berechnung vornehmen können, um ein Überwasserinsekt abschießen zu können? Da ist sicher kein Bewußtsein gefordert, aber die Berechnungen im Auge und in den involvierten Nervenzellen müssen den Naturgesetzen entsprechen, sonst trifft der Fisch eben nicht. Und ich glaube auch nicht, daß sowas nur nach Versuch und Irrtum abgeht, wo der Fisch eine Gedächtnisdatenbank mit 1 Mio Schüssen anlegt, und einfach nur nachschaut, welche Schußparameter erfolgreich waren bei einer bestimmten "Sicht" auf eine Fliege. Sowas würde viel zu lange dauern, um Erfolg zu versprechen.

Wir sind wieder bei dem Problem der Definition von Instinktverhalten und Verhalten aufgrund von Entscheidungen: Man sieht doch als Mensch erstmal nur, daß irgendein Tier in einer bestimmten Situation, wo es eine Bandbreite von Verhaltensmöglichkeiten hat, irgendwas Bestimmtes tut. Konnte es nicht anders? Wollte es das? Ist das angeboren, ererbt, angelernt, zufällige Entscheidung?

Mit deiner Bestimmung von Determination und Willen komme ich nicht klar: Die Laborkrähe macht sich natürlich nur "Gedanken", wenn das Zeugs, was sie sieht, eßbar erscheint. Es sei denn, sie will gerade wirklich nur spielen, denn das gibt es bei Vögeln ja auch. Sie könnte das Zeugs aber auch liegen lassen, weil sie weiß, später gibts eh das übliche Futter. Die klugen Krähen, die auf so einen Versuch abfahren, entscheiden sich eben, es mal zu versuchen. Ich bin mir sicher, daß das nicht alle untersuchten Individuen getan haben.

Alex, der Papagei von Frau Pepperberg, hatte sich nach langem geduldigen Vorspielen der Frage-und Antwortsituation der Forscher im Labor irgendwann mal entschieden, daß er da auch mitmachen kann, weil er genausogut wie die "dummen" Menschen berechnen kann, wieviel zwei plus drei ist. Und genauso hat er sich regelmäßig nach einer mehr oder weniger langen Session entschieden, daß es nun genug mit den Wissenstests war und sich wieder zurückgezogen und ausgeschwiegen. Gerade bei so abstrakten Tests kann es nun wirklich nicht mehr um genetisch bedingtes Müssen gehen. Kein Papagei muß unterschiedlich geformte und gefärbte Holzteile in passende Lochschablonen legen können. Aber ein schlauer Papagei kann es eben und deshalb macht er es auch, vor allem wenn er hinterher belohnt wird.

Tofu:

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Da will ich noch nicht von Verständnis reden. Aber was sagst du zu meinem obigen Beispiel von den Spuckfischen, die in ein paar Millisekunden eine recht komplexe Berechnung vornehmen können, um ein Überwasserinsekt abschießen zu können? Da ist sicher kein Bewußtsein gefordert, aber die Berechnungen im Auge und in den involvierten Nervenzellen müssen den Naturgesetzen entsprechen, sonst trifft der Fisch eben nicht.

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Das ist ganz klar, dass eine Unmenge an Berechnungen unbewusst und automatisch von neuronalen Netzen erledigt wird, z.B. die Signalverarbeitung im Auge oder die Aufbereitung akustischer Signale. Allein um Objekte zu erkennen, in einem 3D-Umgebungsmodell in Relation zu sich selbst zu modellieren, ihnen in einer naiven Physik Eigenschaften zuzusprechen und danach ihr (Bewegungs-)Verhalten zu prognostizieren, erfordert enorme Rechenkapazität.

Helden Karl:

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Demzufolge müsste eine Spinne (oder sonst ein Tier) auch ein Naturwissenschaftliches Verständnis von Gravitation haben, wenn sie (es) über den Tisch krabbelt. Man kann auch darin eine willentliche Handlung reininterpretieren. Mal geht die Spinne links, mal rechts (Wahlhalndlung).

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Ob nun noch Wille simuliert wird oder nicht, für jedes Tier, das mit Neuronen augestattet ist, gilt, dass es irgendein Modell zumindest seiner Umwelt haben muss, sodass es darin seinem "evolutionärem Zweck" nachkommen kann. Solche Modelle unterscheiden sich von unserem naiven Physikverständnis sicher so sehr sich die Lebensräume und Anatomie der Organismen unterscheiden. Warum es dazu "naturwissenschaftliches Verständnis" braucht, sehe ich nicht ein. Der Mensch konnte schon immer, ohne einen Newton zu kennen, z.B. seine Lage im Raum bestimmen. Das kann sogar jedes moderne Handy. Ein Vogel braucht auch keine Kenntnis aerodynamischer Gesetze, um fliegen zu können. Sehr viel Intelligenz ist da auch schon durch den Körperbau gegeben, der quasi zum Fliegen einlädt bzw. die Bahnen möglicher Bewegungen schon vorgibt.
Und noch ein Gedanke zu Intelligenz und Verständnis: Ich würde das nicht an Subjekten oder Bewusstsein festmachen. Ansammlungen von einzeln sehr dummen Agenten können sich auch äußerst intelligent verhalten. Letztlich ist ja auch ein Gehirn bloß eine Vernetzung für sich genommen nicht intelligenter Neuronen.

zu Krim:

Muß man Greifen können, um Begreifen zu können?

Hierzu ein längeres Zitat von Marian Stamp Dawkins (ja, sie war früher mit dem berühmteren Dawkins verheiratet). Sie ist "professor for animal behaviour at the University of Oxford, where she heads the Animal Behaviour Research Group" (wikipedia). Eines ihrer Bücher ist auch auf deutsch erschienen: "Die Entdeckeung des tierischen Bewußtseins" (rororo sachbuch 9743, S. 144-173):

Zitat

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Wir werden nach Hinweisen dafür suchen, daß Tiere wirklich in diesem Sinne denken, das heißt, daß sie ein Problem auf intelligente Weise lösen können, wenn ihr Verhalten weder durch ihre natürlichen Instinkte noch durch eine zuvor bereits erlernte Reaktion erklärbar ist. Wie bereits gesehen, entscheiden sich Tiere oft für eine einfache Lösung, sofern es eine solche gibt. Können sie etwas Gewünschtes erreichen, indem sie einfach ihren menschlichen Ausbilder beobachten, der sie mit Futter, Anerkennung oder was auch immer belohnt, dann brauchen sie nichts Komplizierteres zu tun, als ein-fach die vorhandenen Hinweise aufzugreifen; das ist wahrscheinlich weitaus verläßlicher, als zu ver-suchen, irgendeine verblüffende geistige Aufgabe zu lösen. Das soll jedoch - wie ich bereits betont habe - nicht heißen, das Tier könne die Aufgabe nicht auf intelligente Weise bewältigen. Doch wenn sich eine einfachere Lösung anbietet, weil irgendein Hintertürchen nicht geschlossen war, wird man von einem wirklich intelligenten Tier erwarten, daß es dieses benutzt.

Deshalb stammen die meisten Beispiele, die wir nun betrachten werden, von Studien, in denen die Tiere keine menschlichen Hinweise aufnehmen konnten. Studien also, die den Effekt des Klugen Hans ausschlössen, weil die Menschen völlig ohne Belang waren - unsichtbar, unhörbar und am besten nicht einmal als Beobachter anwesend. Die Beispiele sind statistisch gesichert, entweder weil man von einer großen Zahl von Tieren ausging oder weil eine kleine Zahl wiederholt getestet wurde und so eine eindeutige Aussage darüber möglich war, was geschehen wäre, hätte reiner Zufall ihr Verhalten gesteuert. Somit ist es relativ klar, wie wir die ersten beiden der im vorhergehenden Kapitel diskutierten «einfacheren Erklärungen» ausschließen können.

Die dritte mögliche Fehlerquelle auszumerzen - daß das Tier einigen relativ einfachen Faustregeln folgt - ist aber schwieriger. Oft muß man sehr viele verschiedene Möglichkeiten ausschließen.

All dem gerecht zu werden, erfordert eine derart komplizierte Ausarbeitung einer solchen Studie, daß die Beschreibung des Versuchsaufbaus oft etwas chaotisch wirkt. Ich hoffe, das wird Sie nicht ab-schrecken. Blättern Sie weiter zu den Schlußfolgerungen, wenn Sie wollen. Ich möchte aber ganz ex-akt all das anführen, was man unternommen hat, um derartige Schlußfolgerungen, wie ich sie ziehe, zu rechtfertigen. Mir bleibt nur zu hoffen, daß sie bei der Stange bleiben und mit mir bewundern, wie geschickt einfachere Erklärungen systematisch ausgeschlossen wurden.

Wir wollen mit den grundlegendsten Vorstellungen darüber beginnen, was wir mit Denken meinen. Denken hat etwas damit zu tun, «Dinge im Kopf auszuarbeiten», und daher müssen wir einen Weg ersinnen, wie wir zeigen können, daß ein Tier das tatsächlich tut. Eine der einfachsten Formen, Dinge im Kopf auszurechnen, ist das Überschlagen oder Extrapolieren - man zeigt dem Tier etwas, das dann verschwindet, und das Tier muß herausfinden, wo das Objekt wieder auftauchen wird, vorausgesetzt, es verhält sich in vorhersehbarer Weise. Wird beispielsweise ein Futterbrocken in eine bestimmte Richtung gezogen und verschwindet dann hinter einem Schirm, wird das Tier dann an der Stelle, an der es verschwand, nach dem Futter schauen (kein Extrapolieren) oder am anderen Ende des Schirmes, wo es wieder erscheinen muß (wirkliches Extrapolieren)? Ein Tier, das voraussieht, wo etwas wieder auftauchen muß, zeigte somit die Grundzüge einer Fähigkeit, etwas im Kopf herauszubekommen. Zumindest war das der Gedankengang bei einer Studie, die Julie Neiwork und Mark Rilling an der Michigan State University durchführten. Sie zeigten dabei Tauben ein Zifferblatt mit einem Zeiger, der verschwinden und wieder auftauchen konnte. Die Uhr wurde nicht verwendet, weil man die Tauben zum Nachdenken über die Zeit veranlassen wollte. Man brauchte nur einen Reiz mit einer regelmäßigen, vorhersehbaren Bewegung (eben den Uhrzeiger), dessen Position leicht zu extrapolieren war, ließ man ihn verschwinden.

Die Uhr in dem Experiment hatte nur einen einzigen Zeiger, der bei 12 Uhr mittags (null Grad) star-tete und sich mit einer gleichbleibenden Geschwindigkeit von 90 Grad pro Sekunde bewegte. Die bei-den Forscher richteten es so ein, daß der Zeiger verschwand, wenn er 15 Uhr (90 Grad) erreichte, und irgendwann an einem anderen Punkt des Zifferblattes etwas später wieder erschien. Ihre Frage lautete nun: Kann eine Taube hochrechnen, wo ein Zeiger, der bei 15 Uhr verschwindet, nach einer bestimm-ten Zeit wieder auftaucht, wenn er sich mit einer konstanten Geschwindigkeit bewegt? Mit anderen Worten, kann sie die Bewegung des Zeigers extrapolieren, wenn sie ihn nicht mehr sieht?

Neiwork und Rilling gestalteten ihr Experiment so, daß drei verschiedene Dinge eintreten konnten. In jedem Fall sah die Taube ein Zifferblatt mit einem Zeiger, der sich gleichmäßig von 12 nach 15 Uhr bewegte. Dann bewegte sich der Zeiger entweder mit gleichbleibender Geschwindigkeit weiter, bis er wieder in seiner ursprünglichen Position bei 12 Uhr war. Oder er verschwand bei 15 Uhr und tauchte an irgendeinem anderen Punkt des Zifferblattes wieder auf, etwa bei 16.30 oder 18 Uhr, zu exakt jener Zeit, die man erwartete, hätte er sich in der Zwischenzeit mit derselben konstanten Geschwindigkeit bewegt. Die dritte Möglichkeit war, daß der Zeiger bei 15 Uhr verschwand und dann zu Zeiten und an Stellen wieder erschien, die sich keineswegs aus einer gleichbleibenden Geschwindigkeit ergeben konnten - das heißt, er brauchte zuviel oder zuwenig Zeit, um 16.30 oder 18 Uhr zu erreichen.

Die Tauben erhielten eine Taste, auf die sie picken konnten. Man brachte ihnen bei, daß sie nach dem Picken nur dann Futter bekamen, wenn sie einen Uhrzeiger sahen, der sich mit konstanter Geschwindigkeit bewegte, egal ob er die ganze Zeit sichtbar blieb oder für eine Weile verschwand (also eine der ersten beiden der obengenannten Möglichkeiten). Zeigte man ihnen jedoch einen Zeiger, der verschwand und dann nach einer unvorhersehbaren Zeit wieder auftauchte (Möglichkeit drei), beka-men sie kein Fut-ter, soviel sie auch pickten. Zur allgemeinen Überraschung waren die Tauben im-stande, das zu lernen. Es hätte nicht überrascht, hätten sie den Unterschied zwischen einem Uhrzeiger erkannt, der verschwand, wenn er zu 15 Uhr kam (Fall zwei und drei), und einem, der rund um die Uhr sichtbar blieb (Fall eins). Aber es war schon eine erstaunliche Leistung, daß sie eine Ähnlichkeit zwischen Fall eins und Fall zwei bemerkten (der Zeiger bewegte sich mit konstanter Geschwindigkeit, ganz gleich ob er verschwand oder nicht) und daß diese beiden sich von Fall drei unterschieden (der Zeiger verschwand, mußte sich jedoch aufgrund des Zeitpunktes und des Ortes, an dem er wieder auf-tauchte, mit unvorhersehbarer Geschwindigkeit bewegt haben, während er unsichtbar war). Und doch schienen die Tauben genau dazu imstande. Möglicherweise extrapolierten die Tauben aber nicht wirk-lich. Sie könnten ganz einfach die spezifischen Kennzeichen des Verhaltens des Uhrzeigers unter die-sen drei Bedingungen gelernt haben. Vielleicht lernten sie nur einige Faustregeln wie «Wenn der Zei-ger sichtbar bleibt, picke, und du bekommst Futter» (Fall eins) und «Wenn der Zeiger verschwindet und nach zwei Sekunden unten an der Uhr wieder auftaucht, picke und du bekommst Futter» (Fall zwei), aber «Wenn der Zeiger verschwindet und unten an der Uhr nach einer Zeit erscheint, die länger oder kürzer als zwei Sekunden ist, picke nicht» (Fall drei). Diese drei Regeln hätten es ihnen ermöglicht, den Anschein zu erwecken, die Position des Zeigers exakt hochzurechnen, auch wenn sie dazu in Wirklichkeit nicht in der Lage waren. Ausschlaggebend ist jedoch, was passierte, wenn man die Auf-gabe veränderte und das entscheidende Element der Neuerung einführte, so daß keine der alten Regeln mehr funktionierte.

Angenommen, der Zeiger verschwindet wie zuvor bei 15 Uhr und taucht dann an einer vollkommen neuen Stelle auf dem Zifferblatt wieder auf, an einer, an der die Tauben ihn noch nie zuvor haben auf-tauchen sehen. Können die Tauben dann den Unterschied zwischen einem Zeiger, der sich mit gleich-bleibender Geschwindigkeit, und einem, der sich unvorhersehbar bewegt hat, erkennen? Die Antwort lautet: Sie können es! Die Tauben erkannten sofort, ob sich ein Zeiger weiterhin mit einer Geschwindigkeit von 90 Grad pro Sekunde bewegt haben mußte, solange er verborgen war, tauchte er an einem bestimmten neuen Punkt (etwa 17 Uhr oder 19 Uhr) wieder auf, oder ob er sich dazu schneller oder langsamer bewegt haben mußte.

Somit bemerkten die Tauben nicht nur die Verschiebung an sich, sondern auch, ob sich der Zeiger bei der beobachteten Verschiebung mit derselben Geschwindigkeit wie zuvor weiterbewegt hatte oder nicht. Um das zu bewerkstelligen, mußten sie die Bewegung des unsichtbaren Zeigers hochgerechnet haben. Nur so konnten sie herausfinden, bis wohin er nach einer bestimmten Zeitverschiebung gelangt sein mußte. Eine geistige Vorstellung von der Umwelt zu haben und darauf etwas übertragen zu können - in diesem Fall, die Bewegung des Zeigers unter der Annahme einer konstanten Geschwindigkeit hochzurechnen - ist das, was unserer Ansicht nach die Grundzüge des Denkens ausmacht.

«Grundzüge» ist aber wohl das richtige Wort. Vorherzusehen, wann und wo ein Uhrzeiger wieder auftaucht, ist nicht gerade eine gewaltige geistige Leistung, auch wenn es andeutet, daß die Vögel die Fähigkeit haben, etwas im Kopf auszurechnen. Der nächste Schritt ist, nach Hinweisen für komplexe-res «Denken» zu suchen. Dazu können wir uns einer Studie von Herb Terrace zuwenden, desselben Herb Terrace, der den jungen Schimpansen Nim aufzog und daraus schloß, viele der aufsehenerregenden Behauptungen über Schimpansen könnten bei den vorliegenden Beweisen nicht aufrechterhalten werden (wenngleich er nebenbei bemerkt nach wie vor der Überzeugung war, Schimpansen hätten beträchtlich größere geistige Fähigkeiten, als unsere Methoden bisher offenbarten). Für diese Studie richtete Terrace seine Aufmerksamkeit auf einen Versuch, Tieren (wiederum Tauben) systematisch beizubringen, eine «Reihenfolge» im Kopf zu behalten.

Um zeigen zu können, daß ein Tier von Natur aus darüber nachdenkt, in welcher Reihenfolge Ereignisse ablaufen, muß man zunächst viele einfachere Erklärungen ausschließen. Beispielsweise hat es keinen Sinn, einfach nur auf die Tatsache zu verweisen, daß Tiere oft die gleiche Abfolge von Verhal-tenselementen zeigen. Erpel sind wohlbekannt für den uhrwerkartigen Ablauf ihres Balzzeremoniells - ihre Schnabelspitze ins Wasser einzutauchen, sie dann hoch in den Himmel zu recken und so weiter; sie zeigen die Verhaltenselemente nicht immer in der gleichen Reihenfolge, doch mit derselben zeitli-chen Koordinierung der Bewegungen in Bruchteilen von Sekunden. Aber wir haben sicher nicht das Recht zu schließen, Erpel hätten daher eine Vorstellung von Reihenfolge. Genausowenig wie wir zu der Folgerung berechtigt wären, Menschen hätten diese Vorstellung, bauten wir nur auf der Beobachtung auf, daß sie in der Regel zuerst ihr Taschentuch aus der Tasche ziehen, bevor sie ihre Nase schneuzen, und nicht andersherum.

Ebenso läßt sich auch nicht viel darüber sagen, ob eine Taube über eine Abfolge nachdenkt, wenn wir ihr einfach beibringen, nach vier Objekten in der richtigen Reihenfolge zu picken. Das ist wirklich nicht schwer zu bewerkstelligen. Man braucht dazu nur eine Skinner-Box (das ist eine nach dem Verhaltensforscher Skin-ner benannte Maschine, die Futter herausgibt, wenn eine Taube an die richtige Stelle pickt). Sie muß aber insofern abgewandelt sein, daß anstelle der gewöhnlichen einzelnen Pick«taste» (tatsächlich picken die Tauben nach einer beleuchteten Scheibe) eine Reihe von vier Ta-sten in verschiedenen Farben vorhanden ist. Man bringt der Taube bei, daß sie kein Futter erhält, so-lange sie nicht auf alle vier Tasten in der richtigen Reihenfolge gepickt hat. Die Taube lernt so beispielsweise, zuerst auf die rote Taste zu picken, dann auf die grüne, gefolgt von der blauen und der gelben. Werden diese vier Farben jedoch immer in der gleichen Reihenfolge dargeboten, könnte die Taube einfach lernen, die Reihe systematisch entlang zu picken, etwa von links nach rechts. In diesem Fall täte sie nichts Komplizierteres, als zu lernen, ihren Kopf von einer Seite auf die andere zu bewe-gen und dabei zu picken. Dazu bedarf es keiner besonderen Intelligenz, man muß nur erst einmal die Faustregel lernen.

Terrace richtete seine Tauben aber in einer Weise ab, welche die Möglichkeit ausschloß, daß sie mit solch einfachen Regeln der Bewegungsabfolge auskamen. Anstelle von Tasten mußten seine Tauben auf eine Glasscheibe am Boden picken, auf die sich verschiedenfarbige Lichtpunkte projizieren ließen. Damit konnte er die Position der Lichter sehr leicht verändern. Seine Tauben mußten in der richtigen Reihenfolge nach den Lichtern picken (sagen wir Rot-Grün-Blau-Gelb), doch die Position der Lichter wurde ständig abgewandelt. So präsentierte man der Taube zuerst vielleicht Rot- Grün - Blau - Gelb (diese Aufgabe konnte sie lösen, indem sie einfach systematisch von links nach rechts vorging), beim nächsten Durchlauf aber Grün-Blau-Gelb-Rot, doch sie mußte immer noch in der Reihenfolge Rot- Grün -Blau- Gelb picken, um Futter zu bekommen. Wenn der Vogel auch diese Aufgabe löste, bot man ihm im nächsten Durchgang Blau-Gelb-Rot-Grün an und so weiter. Während eines Versuchs von etwa einer Stunde offerierte man den Tauben viele solcher Kombinationen. Das Präsentieren der Lichter, die Aufzeichnung, in welcher Reihenfolge die Taube nach ihnen gepickt hatte, und die Futtergaben, wenn sie ihre Aufgabe korrekt durchführte - alles erfolgte automatisch durch die Maschine. Die Tauben wa-ren in einem Kasten eingeschlossen, der den übrigen Raum im Dunkeln ließ, und der Versuch lief, ohne daß überhaupt jemand anwesend war. Somit konnte man ausschließen, daß Menschen das Verhal-ten der Tauben beeinflußten.Terrace brachte seinen Tauben rasch bei, in der richtigen Reihenfolge nach den farbigen Lichtern zu picken, ganz gleich an welchen Positionen die vier Lichter auftauchten. Er setzte eine große Zahl von Vögeln ein und erzielte vielfach die gleichen Ergebnisse, aber dennoch war er nicht zufrieden. Seiner Meinung nach war es immer noch möglich, daß die Tauben lernten, wie sie das Problem lösen können, indem sie jedes Lichtmuster für sich erlernten. Bei vier Farben gibt es nur 4 X 3 x 2 = 24 mögliche Abfolgen, in denen man sie präsentieren kann. Vielleicht sahen die Tau-ben diese als 24 verschiedene Muster an und prägten sich entsprechend 24 unterschiedliche Reaktio-nen ein (Blau-Gelb-Rot-Grün bedeutet, picke Mitte rechts, außen rechts, außen links, Mitte links; Grün- Blau- Gelb -Rot bedeutet etwas anderes und so weiter). Bekanntlich verfügen Tauben über ein bemerkenswertes visuelles Gedächtnis, vielleicht im Zusammenhang mit ihrer Fähigkeit, über weite Entfernungen nach Hause zu finden. Somit wäre es für ihre Verhältnisse zwar eine bemerkenswerte Gedächtnisleistung, 24 verschiedene Faustregeln zu lernen, aber andererseits ginge es nicht so weit über das hinaus, was sie bekanntermaßen können, daß sich diese Möglichkeit automatisch ausschlie-ßen ließe. rbereitet sind. Terrace reduzierte die Zahl der Lichter, die er einer Taube zur gleichen Zeit darbot, von vier auf drei - Grün, Rot und Blau -, richtete es jedoch so ein, daß jedes in einer von acht Positionen irgendwo auf einer rechteckigen Fläche auftauchen konnte. Wie zuvor mußten die Tauben lernen, in der richtigen Reihenfolge nach den Lichtern zu picken (Grün-Rot-Blau), ganz gleich in wel-cher Anordnung sie gezeigt wurden. 36 Tauben brachte er dies bei, wobei er die Anordnung der Lich-ter in jedem Durchlauf änderte. Die Tauben erhielten nur Futter, wenn sie in der richtigen Reihenfolge nach den drei Lichtern pickten.

Alle Vögel lernten dies mit einer Genauigkeit, die weit über der Zufallsverteilung lag. Aber natür-lich hätte es auch in diesem Stadium noch sein können, daß sie nichts weiter taten, als sich eine Viel-zahl komplizierter Muster zu merken und zu lernen, was bei jedem zu tun ist. Doch dann konfrontierte Terrace die Vögel mit einer weiteren neuen Situation. Sie sollten nun nicht mehr nach drei Farben in der richtigen Reihenfolge picken, sondern nach einer Farbe und zwei ganz neuen Mustern. Die neuen Muster waren eine weiße horizontale Linie auf einem schwarzen Untergrund und eine weiße Raute auf einem ebenfalls schwarzen Untergrund. Keines davon hatten die Vögel je zuvor gesehen. Welche Rei-henfolge man als richtig bewertete, war jedoch nicht für alle Vögel gleich. Für die Hälfte der 36 Tau-ben lautete die richtige Lösung, in der Reihenfolge Linie-Rotes Licht-Raute oder Linie-Raute-Blaues Licht zu picken; das farbige Licht war also eines der drei, die sie zuvor schon gesehen hatten - es tauchte an derselben Position in der neuen Abfolge auf wie in der alten. Wiederum änderte man die Lage der drei Reize regelmäßig, so daß die Vögel die richtige Reihenfolge nicht durch die räumliche Position lernen konnten.

Von der anderen Hälfte der Tauben verlangte man jedoch, Abfolgen wie Linie-Grünes Licht-Raute oder Linie-Raute-Rotes Licht zu lernen. Hier tauchten die farbigen Lichter im Vergleich zu ihrer vorhe-rigen Position an «falschen» Stellen der Abfolge auf. Alle Vögel sahen also zwei unbekannte und ei-nen bekannten Reiz. Alle mußten die Symbole in der richtigen Reihenfolge pik-ken, egal in welcher Anordnung man sie ihnen präsentierte. Doch während sich bei einer Gruppe das farbige Licht an der zuvor erlernten richtigen Stelle der Abfolge befand (Rot in der Mitte oder Blau zuletzt, so wie es im-mer war), erschien es bei der zweiten nun an der falschen Position.

Terrace hatte sich folgendes überlegt: Hatten die Vögel während ihrer ersten Ausbildung wirklich gelernt, über die Reihenfolge nachzudenken, in der sie nach Dingen picken mußten, sollten sie das auf die neue Aufgabe übertragen können. Das müßte es ihnen leichter machen, das neue Problem zu lösen, wenn die Farbe an der richtigen und nicht an der falschen Stelle war. Die erste Gruppe sollte demnach das neue Problem schneller «knacken» als die zweite. Denn diese müßte zunächst ihre alten Vorstel-lungen darüber aufgeben, welche Lichter an welcher Stelle in der Abfolge sein sollten, bevor sie das neue Problem in Angriff nehmen konnte. Täten die Tauben andererseits nichts weiter, als sich das Mu-ster der Lichter zu merken, und dächten nicht wirklich über die Reihenfolge nach, dann sollten beide Gruppen die neue Aufgabe als gleich schwer (oder leicht) ansehen - denn schließlich wurden beide mit neuen Mustern konfrontiert. Träfe die «Denk»-Hypo-these zu, sollten sich also bei der neuen Aufgabe beträchtliche Unterschiede zwischen den beiden Gruppen zeigen, wäre hingegen die Hypothese «Er-lernen individueller Muster» richtig, dürften keine solchen Abweichungen auftreten.

In der Tat wichen beide Gruppen in ihrem Ergebnis deutlich voneinander ab. Die Gruppe mit dem farbigen Licht an der «richtigen» Stelle der Abfolge fand die Aufgabe weitaus einfacher - sie brauchte viel weniger Durchläufe, um die gestellte Anforderung zu erfüllen, das heißt die Aufgabe korrekt zu lösen. Die Tauben lernten offensichtlich im ersten Abschnitt des Experiments, daß bestimmte Lichter an bestimmten Stellen sein sollten (an erster, zweiter oder dritter Stelle der Reihenfolge beim Picken), und machten sich dieses Wissen in der zweiten, neuen Situation zunutze. Hingegen hatte die zweite Gruppe - konfrontiert mit einer Situation, in der die Lichter an anderen Stellen als zuvor in der Abfolge angeordnet waren - bei der neuen Konstellation nicht diesen Vorsprung; sie konnte ihre vorherigen Erfahrungen nicht nutzen und so wissen, was zu tun ist. Die Vögel schienen also im ersten Teil des Experiments wirklich nicht auf bestimmte Reize reagiert zu haben, die zufällig gerade vor ihnen abliefen (die Reihe der Lichter in einem bestimmten Versuchsdurchlauf), sondern hatten offensichtlich eine abstrakte Vorstellung von der Reihenfolge, in der sie picken mußten. Diese übertrugen sie dann auf die zweite Aufgabe. Sie hatten gelernt, daß Rot «in der Mitte» einer Abfolge von dreimal Picken sein soll-te, ganz gleich, in welcher räumlichen Position es auftauchte, und wie «der Anfang» oder «das Ende» der Abfolge aussahen. Die Vögel schienen also eine generelle geistige Vorstellung ihrer Umwelt zu haben. Diese recht komplexe Vorstellung - in diesem Fall von der «Reihenfolge», in der Ereignisse auftreten sollten - machten sie sich zunutze. Mit ihrer Hilfe konnten sie sich ausrechnen, was sie in einer neuen Situation tun mußten. Man kann kaum einen anderen Schluß ziehen, als daß sie verstanden hatten, was eine Reihenfolge ist, und daß sie darüber nachgedacht hatten, in welcher Reihenfolge sie picken mußten.

Somit haben wir nun nicht nur einen Beweis für ein einfaches Extrapolieren, sondern auch für eine geistige Vorstellung von der Umwelt, . Sie können mehr als nur zeigen, daß fünf «größer ist» als zwei oder daß ein Muster aus fünf Punkten von einem aus zweien abweicht. Innerhalb der Kategorie «Zäh-len» spart sich Davis den Begriff «echtes Zählen» für Fälle auf, in denen Tiere Hinweise auf ein Ver-ständnis von «Zahlen» zeigen und dieses auch in vielen unterschiedlichen Situationen anwenden kön-nen - also für Tiere mit einer abstrakten Vorstellung davon, was eine Zahl ist, unabhängig von einer bestimmten Situation. Wir haben beispielsweise keine Schwierigkeiten, denselben abstrakten Zahlbe-griff «drei» auf drei aufeinanderfolgende Töne einer Glocke, drei gleichzeitig gezeigte Lichter, die dritte Abzweigung nach rechts, drei Würste, drei Wirtschaftskrisen, drei Fälle von Mumps oder was auch immer anzuwenden. Unsere Auffassung von «drei» ist abstrakt genug, daß sie sich auf all diese Situationen anwenden läßt wie auch auf neue, denen wir bisher noch nicht begegnet sind. Daher schlägt Davis vor, den Ausdruck «echtes Zählen» für diese letzte, in hohem Maße abstrakte Form rechnerischer Fähigkeiten aufzusparen, die sich dadurch auszeichnet, diese Befähigung von einer Situation auf die andere übertragen zu können. Wenn Tiere zwar eine gewisse Vorstellung davon haben, was eine Zahl bedeutet, aber keinesfalls dazu in der Lage sind, die Ähnlichkeit von «drei» in verschiedenen Situationen zu erkennen, sollten wir seiner Meinung nach von «Grundzügen des Zählens» sprechen.

Können Tiere demnach überhaupt im Davisschen Sinne zählen? Erneut kommen wir auf das un-glaubliche (und vielfach ungeliebte) Beispiel der Ratte zurück und betrachten ein Experiment, das Davis in seinem Labor zusammen mit seiner Studentin Sheree Ann Bradford durchführte. Die beste Chance, um festzustellen, ob Ratten zählen, bestand ihrer Ansicht nach darin, sich eine Situation aus-zudenken, in der sich am ehesten eine von Natur aus vorhandene Fähigkeit zu zählen zeigen sollte. Ratten sind nachtaktive Tiere, die sich vor allem mit Hilfe ihres Geruchssinnes, ihres Tastsinnes und ihres Gehörs orientieren. Somit wäre eine visuelle Aufgabe - an die man als Mensch zuerst denken würde -wahrscheinlich nicht besonders geeignet. Also erfanden die beiden Forscher ein System aus sechs Tunneln, die sie in einer Reihe entlang der Wand einer großen Kiste anbrachten. Alle Tunnel waren im rechten Winkel zur Wand ausgerichtet, und ihre Öffnungen zeigten sämtlich in dieselbe Rich-tung. Man ließ die Ratten durch eine kleine Eingangsluke an einem Ende in die Kiste; von hier aus konnten sie an der Reihe von Tunneleingängen entlanglaufen. In allen Tunneln befand sich am ent-fernten Ende Futter, und zur Ratte hin war eine kleine Schwingtür angebracht. Fünf der sechs Tunnel waren jedoch auf halbem Wege verstopft, so daß die Ratten nicht an das Futter gelangen konnten, selbst wenn sie die Schwingtür geöffnet hatten. Die Ratten mußten also lernen, in welchem der sechs Tunnel sie nicht auf ein Hindernis trafen und das Futter somit erreichbar war.

Insgesamt waren zwölf Ratten an dem Experiment beteiligt. Für vier von ihnen war der dritte Tunnel in der Reihe von sechs Tunneln derjenige, in dem sie Futter bekommen konnten; für weitere vier war es der vierte und für die übrigen vier der fünfte. Da sich in jedem der Tunnel Futter befand, konn-ten die Ratten «ihren» Tunnel nicht einfach durch den Geruch finden. Sie konnten auch nicht in den Tunnel hineinschauen und nachsehen, ob er verstopft war - das verhinderte die Schwingtür am Ein-gang. Die Eingangsluke zur Kiste lag jedoch immer links von der Tunnelreihe, also konnten die Ratten das Problem lösen, indem sie die Tunnel in der Reihe «zählten». Davis und Bradford gaben sich große Mühe, um zu gewährleisten, daß dies für die Ratten die einzige Möglichkeit war, den richtigen Tunnel herauszufinden. Die beiden anderen möglichen Anhaltspunkte - Geruch und Position der Tunnel - schlossen sie aus. Eine Ratte, die darauf abgerichtet war, zum dritten Tunnel zu laufen, könnte zum Beispiel gelernt haben, wie der Tunnel riecht (oder aussieht). Vielleicht roch das Holz, aus dem er hergestellt war, ein wenig anders als das der übrigen.

Möglicherweise hinterließ auch die Ratte selbst eine «Duftnote» auf dem Tunnel oder auf dem Boden der Kiste davor. Daher wechselte man die Tunnel und den Kistenboden ständig aus. In einem Durch-lauf fand eine «Tunnel-3-Ratte» ihr Futter wie gewöhnlich am Ende des nicht verstopften dritten Tunnels, beim nächsten Durchgang jedoch tauschte man diesen Tunnel aus, verstopfte ihn und brachte ihn an die «falsche» fünfte Position. An die dritte Stelle stellte man einen neuen Tunnel, der natürlich nicht verstopft und dessen Futter somit zugänglich war. Auf diese Weise wurde einer möglichen Neigung der Ratten entgegengearbeitet, bestimmte Tunnel durch ihren Geruch oder ihre Beschaffenheit zu identifizieren und daher auszuprobieren - denn mit dieser Methode hätten sie bei den umgestellten Tunneln nicht sicher zu ihrem Futter gefunden.

Als nächstes verschob man die Tunnel vor und zurück in Richtung auf die Rückwand der Kiste; sie konnten somit recht nahe an der Eingangsluke oder mehr am entfernten Ende der Kiste liegen. Tunnel 1 zum Beispiel konnte sich irgendwo zwischen 7,5 und 79 Zentimetern vom Ausgangspunkt der Ratte befinden, Tunnel 2 zwischen 20,5 und 91,5 Zentimetern entfernt und so weiter. Alle sechs Tunnel konnte man näher zusammen- oder weiter auseinanderrücken, auch ließ sich jede beliebige Kombina-tion davon aufbauen. Das bedeutete: Wenn sich eine Ratte beispielsweise 79 Zentimeter von der Eingangsluke entfernte, konnte sie sich -je nach Anordnung - vor jedem der sechs Tunnel wiederfinden. Vielleicht war sie schon an allen vorbeigelaufen oder auch nur gerade zum ersten gelangt. Sie konnte also nicht eine bestimmte Wegstrecke zurücklegen - sagen wir 70 Schritte - und dann erwarten, dort den richtigen Tunnel vorzufinden. Er mußte nicht unbedingt an dieser Stelle sein. Die Versuchsleiter saßen absichtlich hinter der Ratte (vor der Eingangsluke), um ihr Verhalten nicht zu beeinflussen, und nahmen das ganze Experiment auf Video auf, um später einen Beleg zu haben. Als richtige Reaktion werteten sie, wenn eine Ratte versuchte, die Tür «ihres» Tunnels zu öffnen, als falsche Reaktion, wenn sie die Tür eines der fünf anderen aufstieß oder sogar nur berührte.

Trotz aller Vorkehrungen, die man bei der Durchführung dieses Experiments traf, lernten die Ratten die Aufgabe ausgesprochen rasch. Nach weniger als 100 Durchgängen suchten «Tunnel-3-Rat-ten» zuverlässig den dritten Tunnel, «Tunnel-4-Ratten» den vierten und «Tunnel-5-Ratten» den fünften Tunnel auf. Die «Tunnel-5-Ratten» erwiesen sich als besonders interessant, weil sie eine andere Stra-tegie entwickelten als die übrigen. Sie begaben sich ans entfernte Ende der Tunnelreihe (also zum sechsten Tunnel), versuchten aber nicht, in den letzten Tunnel zu kriechen, sondern liefen wieder zu-rück zu Tunnel 5, als zählten sie «rückwärts» vom Ende her. Alle anderen schienen vom Anfang her «aufwärts» zu zählen.

Dann erschwerten Davis und Bradford das Ganze etwas. Sie brachten einige der Tunnel an jener Wand der Kiste an, die der Eingangsluke gegenüberlag. Nun mußten die Ratten zunächst (wie bisher) an der seitlichen Wand entlanglaufen, wo sie einige Tunnel vorfanden, und dann um die Ecke, wo die restlichen standen. Somit konnte eine «Tunnel-4-Ratte» drei Tunnel (wie zuvor) entlang der Seiten-wand vorfinden, ihren eigenen Tunnel jedoch erst, nachdem sie bis ans entgegengesetzte Ende weiter-gelaufen war und sich um 90 Grad gedreht hatte; denn der richtige Tunnel befand sich nun viel weiter weg um die Ecke herum. Doch selbst dies tat der Fähigkeit der Ratten, die richtige Position zu finden, keinen Abbruch. Sie begaben sich immer noch geradewegs zu «ihrem» Tunnel, selbst wenn er nun an einer vollkommen neuen Stelle lag. Es schien also wirklich, als fänden die Ratten den richtigen Tunnel durch eine Art «Zählen» (zumindest von eins bis vier). Alle anderen denkbaren Anhaltspunkte, die sie benutzt haben könnten, um direkt zu dem nicht verstopften Tunnel zu laufen, hatte man ihnen - so schien es - systematisch verwehrt. Daß sie zuverlässig den richtigen Tunnel auswählten, war ein eindeutiger Hinweis darauf, daß sie nach einem bestimmten Konzept vorgingen - etwa «dritter Tunnel in der Reihe» oder «vierter Tunnel in der Reihe» -, das nichts mit dem Geruch oder der räumlichen Posi-tion des Tunnels zu tun hatte, sondern nur mit der Anordnung in der Reihe. Durch ihre Befähigung, dieses Problem zu lösen, schienen die Ratten ein elementares Verständnis von Zahlen zu zeigen - «Grundzüge des Zählens», um Davis' Ausdruck zu benutzen. Vielleicht «dachten» sie auch - um Otto Koehlers etwas gestelzte Formulierung zu verwenden - in «unbenannten Zahlen». Anscheinend hatten sie eindeutig eine geistige Vorstellung von ihrer Umwelt, die über offensichtliche äußere Merkmale hinausging bis zu einer Abstraktion, die sich von unseren eigenen Zahlbegriffen nicht wesentlich unterschied. Mit dieser geistigen Vorstellung waren sie zumindest in der Lage, erfolgreich mit einer neuen Konstellation fertig zu werden - als man die Tunnel in neue Positionen brachte. Doch ist dies kein Beweis, daß die Vorstellung der Ratten von «drei» oder «vier» sich auf völlig neue Situationen übertragen läßt, wie wir es fordern, wollten wir es als Beweis für echtes Zählen bezeichnen. Beweise für echtes Zählen bei Tieren im strengen Sinne Davis' gibt es in der Tat kaum. Ich kenne keinen einzigen eindeutigen Beweis, aber das Beispiel eines Tieres, das dem sehr nahe kommt. Dieses Tier ist ein recht außergewöhnlicher afrikanischer Graupapagei namens Alex.

Alex ist nicht nur bemerkenswert, weil er über ein großes Vokabular verfügt, sondern auch aufgrund der Tatsache, daß er englische Wörter richtig verwendet, um etwas Gewünschtes zu bekommen. Die meisten sprechenden Vögel scheinen jedoch nicht zu verstehen, was sie sagen. Irene Pepperberg, die Alex ausbildete, erkannte als einen der Gründe dafür die Art und Weise, wie die Menschen ihnen das Sprechen beibringen. Sie macht es ihnen unmöglich, eine Verbindung zwischen dem Klang des Wortes und dem, wofür es steht, herzustellen. Wie soll beispielsweise ein Pa-pagei lernen, daß « Hallo!» ein Grußwort ist, das Menschen benutzen, wenn sie einander treffen, wenn seine hauptsächliche Erfahrung mit dem Wort darin besteht, daß es unzählige Male von Menschen wiederholt wird, die minuten- oder sogar stundenlang vor seinem Käfig stehen? Und wie soll selbst der lernfähigste Papagei erkennen, daß sich die Bezeichnung «Gute Polly» auf ihn selbst bezieht und nicht nur irgendeine Lautäußerung eines Menschen ist, vergleichbar dem Bellen eines Hundes oder dem Muhen einer Kuh?

Pepperberg überlegte sich folgendes: Sie mußte eine Möglichkeit finden, Alex so auszubilden, daß es für ihn bedeutende und spezifische Konsequenzen hätte, wenn er ein bestimmtes Wort benutzt (etwa das richtige Wort für ein bestimmtes Futter, worauf er dieses erhalten würde). Nur so hätte er eine Chance zu lernen, daß das Wort und die Folge miteinander in Zusammenhang stehen. Wäre er dazu in der Lage, würde er vielleicht auch erste Anzeichen dafür zeigen, daß er die Bedeutung von Wörtern versteht, oder sie zumindest im richtigen Kontext benutzen. Das Erstaunliche an dieser Sache war: Pepperberg konnte Alex nicht nur erfolgreich beibringen, Wörter richtig zu verwenden, sondern ihm darüber hinaus auch Fragen stellen, auf die sie Antworten erhielt. Einige davon wiesen - wie wir noch sehen werden - direkt darauf hin, daß er Zahlen versteht.

Ihre Lehrmethode erscheint merkwürdig, aber sie funktionierte. Sie setzte Alex auf einen Ast in die Nähe zweier Menschen, die sich nur miteinander unterhielten, aber überhaupt nicht mit dem Papagei sprachen. In diesem Stadium war Alex nicht mehr als ein passiver Beobachter. Eine der menschlichen Ausbilderinnen hielt einen Gegenstand hoch und sagte zu der anderen: «Was ist das?» Das fragliche Objekt war etwas, von dem man dachte, es sei für den Papagei von Interesse, beispielsweise eine Nuß, ein Korken oder eine Wäscheklammer aus Holz (Papageien mögen Dinge, auf denen sie herumkauen können). Benannte die zweite Person das Objekt richtig, bekam sie es und wurde dafür unter den Au-gen des Papageien gelobt. Nannte sie jedoch den falschen Namen, bekam sie ein ausdrückliches «Nein!» zu hören, und der Gegenstand wurde demonstrativ weggenommen und versteckt.

Zunächst liefen solche Unterhaltungen und das Übergeben oder Vorenthalten von Objekten auschließlich zwischen den beiden menschlichen Ausbilderirnen ab, Alex zeigte jedoch offenkundiges Interesse für die Vorgänge. Schließlich begann er aber, sich auch zu beteiligen, und äußerte das Wort (oder zu Beginn etwas ähnlich Klingendes) für einen Gegenstand, den er wollte. Nannte er den richtigen Namen, wurde auch er gelobt und bekam das Objekt. Von diesem Zeitpunkt an richteten die Ausbilderinnen ihr Gespräch an Alex - hielten eine Reihe von Objekten hoch, die sie ihm entweder gaben, wenn er sie richtig benannte, oder sie sagten «Nein!», wenn er falsch lag. Alex lernte schnell die Namen von neun verschiedenen Gegenständen - Papier, Schlüssel, Holz, Klammer, ein Stück Leder, Korken, Mais, Nuß und Nudel. Zeigte man ihm eines dieser Dinge, konnte er in über 80 Prozent der Fälle den richtigen Namen nennen. Er bewältigte die Aufgabe auch, wenn die Objekte von den ursprünglichen abwichen - wenn etwa ein Stück Papier eine Farbe und Form hatte, die er noch nie zuvor gesehen hatte.

Alex machte noch weitere Fortschritte und zeigte sein Verständnis menschlicher Wörter, indem er sie spontan vollkommen richtig benutzte. Es ist gelinde ausgedrückt etwas verwirrend, die Videoaufzeichnung einer erfolglosen Lehrstunde anzusehen, in der der Papagei sich weigert mittzumachen, und dann zu sehen, wie der Vogel selbst sie beendet und vor laufender Kamera mit den Worten «Ich gehe!» verschwindet. Auch das Wort «Nein!» gebrauchte er absolut richtig. Genau wie seine Ausbilderinnen «Nein!» gesagt hatten, wenn er zu einem gezeigten Gegenstand das falsche Wort genannt hatte, begann er, ihnen «Nein!» zu erwidern, wenn sie ihm etwas gaben, das er nicht mochte. Gaben sie ihm beispielsweise einen Korken, konnte es sein, daß er ihn fallen ließ und «Nein!» sagte. Im weiteren Verlauf der Ausbildung ersetzte er seine typische Papageiensprache (nur unangemessen wiederzugeben als «Raaakk!») durch den immer häufigeren Einsatz von «Nein!», um Mißfallen oder mangelnde Kooperationsbereitschaft anzuzeigen, etwa wenn er sich weigerte, sich an weiteren Durch-gängen zur Benennung von Gegenständen zu beteiligen. Es war eindeutig wirkungsvoller, mit den Leuten in ihrer Muttersprache zu sprechen, als sie anzukrächzen!

Doch erst als Pepperberg fortfuhr und Alex Farben, Formen und Zahlen beibrachte, eröffnete sie damit die Möglichkeit zu wirklichen Einblicken in den Verstand eines Tieres. Sie lehrte Alex die Namen dreier Farben - «Rosa» (Rot), «Grün» und «Blau» -, dazu zwei Formen - «Dreieck» und «Vier-eck» (Quadrat). Alex konnte «Viereck Papier» sagen, wenn man ihm ein quadratisches Blatt Papier zeigte und fragte, «Welche Form?», und er konnte «Grün» antworten, zeigte man ihm etwas Grünes und fragte, «Welche Farbe?». Er sagte auch korrekt «Grün», wenn der Gegenstand eine Grünschattierung zeigte, die er noch nie zuvor gesehen hatte, oder das Objekt selbst ihm vollkommen unbekannt war.

Schließlich brachte Pepperberg Alex noch Zahlen bei. Dabei ging sie genauso zu Werke wie schon zuvor, als sie ihn Namen und Farben von Gegenständen lehrte. Sie setzte Alex auf seinen Ast und unterhielt sich vor seinen Augen mit der anderen Ausbilderin. «Wie viele?», sagte eine von ihnen und hielt fünf Holzstäbe hoch. «Fünf Holz», antwortete die andere. «Richtig», bekam sie zu hören, «Fünf Holz», und erhielt die Hölzer. Schließlich unterbrach Alex mit «Ich Holz», und später, nachdem er viele ähnliche Unterhaltungen beobachtet hatte, sagte auch er «Fünf Holz», wurde gelobt und bekam die fünf Stäbe zum Kauen.

Auf dieselbe Weise lernte Alex, die korrekte Antwort auf die Frage «Wie viele?» zu geben, wenn man ihm zwei, drei, vier oder sechs Hölzer oder Korken hochhielt. Gab er die richtige Antwort, bekam er die Stäbe oder Korken. Sagte er die falsche Zahl oder benannte die Gegenstände beim falschen Na-men, antwortete man ihm «Nein!» und versteckte sie vor ihm. Die Korken und Hölzer in diesem Experiment variierten beträchtlich in ihrem Aussehen, Grund dafür war - wie Pepperberg es in ihrem Be-richt ausdrückt -«Alex' vorausgegangene Bearbeitung dieser Gegenstände» (mit anderen Worten, er hatte sie in Stücke zerbissen). Doch das variable Erscheinungsbild der Gegenstände, nach denen man ihn fragte, machte das Experiment unbeabsichtigt nur noch überzeugender, denn es stellte seine Fähig-keit auf den Prüfstand, korrekt zu erkennen, wie viele Dinge da waren, egal wie sie aussahen. Ob zwei unversehrte Holzstäbe oder zwei abgekaute oder ein großer und ein nahezu zerstörter - alle mußten beschrieben werden als «Zwei Holz». Somit war es ziemlich unmöglich, daß er nur an irgendwelchen einfachen Mustern erkannte, daß es sich um zwei Dinge handelte.

Als Alex erst einmal zu sagen gelernt hatte, wie viele Korken oder Holzstäbe gezeigt wurden, fragte man ihn auch nach der Anzahl anderer Gegenstände wie Schlüssel, Papier oder Wäscheklammern, alles Dinge, die Alex schon einmal gesehen hatte und deren Namen er kannte. Man hatte ihm jedoch noch nie mehrere von ihnen zugleich gezeigt und gefragt «Wie viele?». Das folgende Experiment soll-te zeigen, ob er sein Wissen über die Zahlen von Korken und Hölzern direkt auf diese neuen Dinge übertragen konnte. Bei 145 Versuchen mit den neuen Objekten gab er in nahezu 80 Prozent der Fälle eine völlig korrekte Antwort, indem er sowohl sagte, um welche Gegenstände es sich handelte, als auch, wie viele davon hochgehalten wurden. Bei den meisten seiner falschen Antworten nannte er zwar den richtigen Namen, ließ jedoch die Zahl weg, sagte also beispielsweise nur «Papier» statt richtigerweise «Drei Papier». Auf eine weitere Aufforderung hin («Wie viele Papier?») gab er dann in 90 Prozent seiner ursprünglich «falschen» Durchgänge doch noch die korrekte Zahl an. Hank Davis be-tonte in seiner Stellungnahme zu diesem nur zögerlichen Nennen der Zahl, der Grund dafür könnte sein, daß Alex kein besonderes Interesse daran hatte, mehr als eines der jeweiligen Dinge zu bekommen. Was er wollte, war eine Wäscheklammer, um darauf herumzukauen, doch es war ihm egal, wie viele er bekam, so lange es wenigstens eine war.

Soweit wirken Alex' Fähigkeiten beeindruckend: Er schien in der Lage zu sein, einer Auswahl verschiedener Gegenstände eine richtige «Zahlenbezeichnung» zuzuordnen - selbst jenen, die im Erscheinungsbild variierten -, und konnte diese Fähigkeit anscheinend auch von seinen ursprünglichen Objekten (Korken und Hölzern) auf andere (Schlüssel, Klammern, Papier und so weiter) übertragen. Wie steht es aber mit einigen anderen Problemen solcher Experimente, wie dem Effekt des Klugen Hans oder der Tatsache, daß man das gesamte Experiment mit nur einem Tier durchführte? Wie sieht es mit der statistischen Absicherung dieser Ergebnisse aus, die man an nur einem Vogel erhielt? Pepperberg war so bedacht wie nur möglich, den Effekt des Klugen Hans auszuschalten, wenngleich sie gezwungenermaßen unter der Einschränkung arbeitete, daß ein Mensch anwesend sein mußte, um Alex die Gegenstände darzubieten. Soziale Interaktionen und etwas Gewünschtes von Menschen zu erhalten, waren wesentliche Bestandteile der Ausbildungsmethode von Alex, und darauf konnte man nicht plötzlich ganz und gar verzichten. Daher ging Pepperberg den Kompromiß ein, spezielle Testpersonen die formellen Teile des Experiments durchführen zu lassen (jene, für die ich die Resultate in Prozent angegeben habe). Das waren Leute, die mit Alex' Ausbildung nichts zu tun hatten und denen man nur das Notwendigste darüber mitteilte, was vor sich ging. Sie waren es, die Alex in den Tests fragten «Wie viele?» oder «Welche Farbe?» Obgleich sie natürlich die richtige Antwort wußten, hatten sie keine spezielle Körpersprache, die Alex erlernt und als Hinweis benutzt haben konnte, um die richtige Antwort zu geben. Zusätzlich nahm man alle offiziellen Sitzungen auf Video auf, um Irrtümer bei der Interpretation (oder eine Überbewertung seiner Äußerungen) zu vermeiden.

Da sie das Experiment mit nur einem Tier durchführte, mußte Pepperberg die Tests akribisch planen. Hätte sie mit Alex beispielsweise eine ganze Sitzung über die Anzahl von Gegenständen durchgeführt und ihm, sagen wir, 100 Fragen der Art «Wie viele?» gestellt, so könnte Alex schnell gelernt haben, daß eine von nur fünf Antworten immer korrekt war («Zwei», «Drei», «Vier», «Fünf», «Sechs») - zumindest was den ersten Teil der Frage angeht. (Für eine ganz und gar richtige Antwort mußte er auch noch den Namen des Gegenstands korrekt nennen, etwa «Zwei Korken».) Vorausgesetzt, er ordnete den gezeigten Gegenständen den richtigen Namen zu, dann könnte er in einem von fünf Durchläufen richtig gelegen haben, indem er einfach zufällig irgendeine Zahl nannte oder dieselbe immer und immer wiederholte. Um die Gelegenheiten hierfür einzuschränken, führte Pepperberg nie Versuchsreihen durch, in denen sie nur eine Art von Frage stellte. So folgte einer Frage wie «Welche Farbe?» (korrekte Antwort: «Grün Papier»), eine der Art «Wie viele?» (korrekte Antwort: «Vier Kor-ken»), und die nächste konnte lauten «Welche Form?» (korrekte Antwort: «Dreieck Papier»), danach wieder eine Frage nach der Anzahl und so weiter. Bloßes «Raten» von Seiten Alex' war also völlig ausgeschlossen. Bei der großen Zahl möglicher Antworten (über Farben, Gegenstände, Formen, An-zahlen) hätte auf Zufall beruhendes Verhalten zu einem sehr niedrigen Anteil richtiger Antworten ge-führt. Doch trotz des ständigen Wechsels von Fragen über Farben zu Fragen über Anzahlen, Formen und wieder Farben erzielte Alex einen sehr hohen Prozentsatz korrekter Antworten (rund 80 Prozent). Er mußte also wirklich zwischen den verschiedenartigen Fragen unterscheiden können und war imstande, die einzelnen Farben und Anzahlen korrekt auseinanderzuhalten. Pepperbergs Normen, was als richtige Antwort zählte (richtige Anzahl und richtiger Gegenstand gleich bei der ersten Äußerung) und was als falsche (alles andere, darunter auch eine zwar richtige, aber nicht sofort geäußerte Antwort), waren ebenfalls sehr streng. Streng genug, um nachzuweisen, daß er wirklich das tat, was sie behauptete, ohne von ihr oder den Launen des Zufalls beeinflußt zu sein.

In diesem Stadium war jedoch immer noch nicht klar, was genau Alex tat. Er war eindeutig imstan-de, Gegenständen die richtige Farben-, Form- und Zahlenbezeichnung zuzuordnen, aber welche Vorstellung er von «Zahlen» hatte, blieb noch undurchschaubar. Die Gegenstände, die er zu zählen schien, waren sehr unterschiedlich groß, so daß er «Anzahl» nicht einfach mit Oberfläche oder Größe gleich-gesetzt haben konnte. Sie waren auch vom Aussehen her sehr variabel, so daß es unwahrscheinlich schien, daß er die Anzahl aufgrund des Musters abschätzte, das die Gegenstände bildeten. Aber es war immer noch nicht völlig auszuschließen, daß er irgend etwas davon machte (schließlich nehmen zwei Gegenstände gewöhnlich weniger Raum ein als vier, und zwei Gegenstände ergeben ein anderes Mu-ster als fünf). Es gab nur eine einzige Möglichkeit herauszufinden, ob er so vorging: Pepperberg mußte versuchen, ständig neue Situationen zu schaffen, in denen Alex die Zahlbezeichnungen anwenden mußte. Nur so konnte sie feststellen, ob er sie auf völlig neue Objekte, Anordnungen oder neuartige Kombinationen immer noch korrekt übertrug.

Also befragte sie Alex nun über die Anzahl vollkommen neuer Gegenstände, die sie in keinem der Experimente mit ihm zuvor benutzt hatte. Es waren solche Dinge wie Flaschen mit Korrekturflüssigkeit für die Schreibmaschine («Tippex»), Spielzeugautos, Dichtungsringe, Fingerhüte oder Tabletten gegen Magenverstimmung. Natürlich konnte Alex sie nicht benennen, weil man ihm nie ihre Namen beigebracht hatte, und so mußte er auf die Frage «Wie viele?» (Fingerhüte, Autos und so wei-ter) nur die richtige Antwort für die Anzahl zwischen zwei und sechs geben. Doch selbst mit diesen vollkommen neuen Gegenständen (genaugenommen waren sie für Alex nicht vollkommen neu; sie wurden schon einige Tage zuvor in seine Sichtweite gebracht, so daß sie ihn nicht beunruhigten, doch hatte man ihn nie zuvor über sie befragt) gab er in 80 Prozent der Durchgänge die richtige Antwort. So antwortete er auf drei hochgehaltene Flaschen Korrekturflüssigkeit «Drei», wenngleich er noch nie vorher Fragen zu diesen Gegenständen beantworten mußte. Alex hatte «Drei» eindeutig von einer ver-trauten auf eine unbekannte Situation übertragen und somit gezeigt, daß er eine Vorstellung davon hat, was «Drei» bedeutet, die nicht auf spezielle Situationen oder Dinge beschränkt ist. Dies ist zumindest ein gewisser Beweis dafür, daß er wirklich über die Zahl nachgedacht hat.

Seine nächste Aufgabe war sogar noch komplizierter. Man zeigte Alex mehrere verschiedene Dinge - etwa zwei Schlüssel und zwei Korken, also zusammen vier Gegenstände - und fragte ihn wieder «Wie viele?» Wiederum antwortete er mit erstaunlicher Präzision. In 70 Prozent der Fälle gab er die Zahl der gezeigten Gegenstände korrekt an, trotz der Mehrdeutigkeit der Frage «Wie viele?» in einer derartigen Situation. (Was war gemeint: «Wie viele Korken?» oder «Wie viele Dinge insgesamt?»; ich wäre mir - glaube ich - ohne nähere Erläuterung dessen nicht sicher.)

Pepperberg gibt zu, nicht zu wissen, ob Alex wirklich so «zählt» wie wir oder ob er eine weitaus gröbere Vorstellung davon hat, was es bedeutet, einer Reihe von Gegenständen eine Zahl zuzuordnen . Er ging wohl beträchtlich weiter als die Ratten, welche die Tunnel einer Reihe «abcheckten», aber was er wirklich dachte, wissen wir noch nicht. Pepperberg selbst ist in ihren Behauptungen über seine Leistungen ziemlich zurückhaltend und faßt ihre Experimente ganz einfach so zusammen, daß sie «Be-weise für bestimmte - wenn auch begrenzte - zählerische Fähigkeiten beim Graupapageien» liefern. Zählerische Fähigkeiten - ganz unbestritten; aber er hatte auch solche, die in die Kategorie dessen fallen, was wir als «Denken» bezeichnen - das heißt, er bildete sich eine innere Vorstellung von der äuße-ren Welt. Ob wir es «Grundzüge des Zählens» oder «Grundzüge des Denkens» nennen oder völlig ohne solche Formulierungen auskommen, ist vollkommen gleichgültig. Wir haben nun Beweise - wirkliche Beweise -, daß einige Tiere zumindest in Anfängen etwas tun, was wir bei uns als «Denken» bezeichnen. Und diese Beweise -wenngleich zur Zeit noch in geringer Zahl - zeigen uns, was als noch besserer Beweis dienen könnte. Wir befinden uns nicht länger im Reich der Spekulation ohne jegliche Hoffnung, zeigen zu können, wovon wir sprechen. Ganz im Gegenteil: Wir sind jetzt in der Lage, zwei wesentliche Bestandteile des Denkens zu definieren - eine geistige Vorstellung und ihre Übertragung auf etwas Neues - und mit Hilfe von Experimenten festzustellen, ob ein Tier sie aufweist oder nicht. Dazu müssen wir nur vorhersagen, was es in bestimmten Situationen tun wird - ausgehend von der Hypothese, es denke wirklich. Von besonderer Bedeutung sind in dieser Hinsicht Situationen mit genügend Neuerungen, so daß vorgefertigte Regeln das Tier kaum zur richtigen Antwort führen. Dafür muß es dann schon «denken» können.

Wir haben somit zwei gegensätzliche Hypothesen. Die eine besagt, daß ein Tier «vorgefertigte Regeln befolgt». Ihr zufolge wird es sich in einer neuen Situation in der Regel eher «dumm» verhalten oder auf eine Art und Weise, die mehr einer bekannten als der neuen Situation angemessen ist. Die andere Hypothese geht davon aus, daß ein Tier «denkt». Laut ihren Vorhersagen sollte das Tier imstande sein, im Kopf herauszubekommen, wie es sich zu verhalten hat. Es sollte etwas Neues oder Intelligentes, der neuen Situation, in der es sich wiederfindet, Angemessenes tun. Beweise für Denken lassen sich somit in gegensätzlichen Vorhersagen über das Verhalten finden. Intelligenz zeigt sich in den Handlungen der Tiere, vorausgesetzt, die Vorhersagen sind überzeugend, und das Verhalten der Tiere läßt sich nicht viel einfacher anders erklären. Der Nachweis tierlicher Intelligenz hängt also da-von ab, wie geschickt wir Wege finden, um zu zeigen, daß sich ihre anscheinende Intelligenz nicht auf andere Art erklären läßt. Wir müssen, so gut wir können, Ockhams Messer ausschalten und so kritisch wie möglich sein («Ein zählender Vogel? Lachhaft!»). Sind alle anderen Möglichkeiten erschöpft, könnte die einfachste Hypothese zur Erklärung all der bekannten Fakten vielleicht wirklich lauten: Die Tiere denken darüber nach, was sie tun. Die Fähigkeit der Tauben, nach drei Symbolen in der richtigen Reihenfolge zu picken (insbesondere, dies auch auf ein neuartiges Problem zu übertragen), läßt sich durch nichts so gut erklären, wie dadurch, daß sie das Konzept der «Reihenfolge» verstehen - das heißt eine geistige Vorstellung davon haben, daß Dinge in einer bestimmten Abfolge auftreten können. Kei-ne andere Auslegung erklärt die Fähigkeit der Ratten, den zweiten, dritten und vierten Tunnel in einer Reihe zu finden (insbesondere, wenn man die Tunnel an vollkommen neue Positionen gebracht hat), so gut wie diejenige, nach der sie «in Grundzügen zählen» können. Und keine andere Theorie erklärt Alex' Verhalten so überzeugend wie jene, die ihm die Fähigkeit zubilligt, über Zahlen nachzudenken. Wie Sherlock Holmes einst treffend bemerkte: «Wie oft habe ich es Ihnen schon gesagt? Was auch immer übrigbleibt, wenn Sie das Unmögliche ausgeschaltet haben, und wie unwahrscheinlich es auch sein mag - es muß die Wahrheit sein.» Vielleicht bleiben uns nur absurde Hypothesen. Wenn diese jedoch die bekannten Fakten besser und auf einfachere Weise erklären als alle anderen, sollten wir sie akzeptieren - zumindest so lange, bis sie sich durch weitere Beweise als falsch herausstellen. Ockhams Messer selbst erfordert, dies zu tun.

Alles, was wir bisher in diesem Kapitel betrachteten, läßt sich demnach am plausibelsten dadurch erklären, daß zumindest bestimmte Tiere denken können. Es ist kein Zufall, daß ich Beispiele von Vögeln und Ratten nutzte, um zu diesem Schluß zu gelangen, denn diese Tiere machen sofort skep-tisch. Erklären Sie jemandem, ein Schimpanse oder ein Hund könne etwas Intelligentes tun - er wird Ihnen sehr viel eher glauben, als wenn Sie ihm erzählen, ein Vogel habe dasselbe getan. Man wird viel überzeugendere Beweise fordern, wenn es ein gefiedertes «Genie» war, das angeblich etwas erreicht haben soll, als wenn es sich um ein Tier handelte, das uns im äußeren Erscheinungsbild oder im Ver-halten zweifellos «ähnlicher» ist. Ein merkwürdiges, aber weitverbreitetes Vorurteil läßt uns annehmen, ein Tier müsse um so intelligenter sein, je mehr es uns ähnlich sieht oder mit uns in Wechselbeziehung tritt. Als Folge davon sind Beweise für die Intelligenz von Vögeln zumeist am besten doku-mentiert. Denn bevor diese überhaupt akzeptiert werden und in der wissenschaftlichen Literatur ans Licht kommen, hat man sie schon genauestens überprüft, geringgeschätzt und in ihre Einzelteile zerpflückt. Nur widerwillig wird man Vögeln oder Ratten zubilligen, Gedanken zu haben, wohingegen man sie «menschenähnlicheren» Tieren aufgrund viel fadenscheinigerer Beweise zuerkennt.

Sicher ist einigen von Ihnen ein Großteil der Situationen, die wir bisher in diesem Kapitel betrachte-ten, sagen wir, etwas «künstlich» vorgekommen. Tauben befassen sich normalerweise nicht mit Zifferblättern, um ihr Futter zu erlangen, und die meisten Papageien müssen in ihrem täglichen Leben nicht die Anzahl dargebotener Flaschen mit Korrekturflüssigkeit zählen. Andererseits schienen die Ratten, die den x-ten Tunnel in einer Reihe suchten, etwas zu tun, was auch auf eine Ratte in der Natur durchaus zukommen könnte - und sie lösten ihr spezielles Problem mit bemerkenswerter Leichtigkeit. Vielleicht sollten wir uns daher auf unserer Suche nach denkenden Tieren aus dem Labor hinausbegeben (trotz all seiner Vorteile bei der Kontrolle äußerer Variablen, die ständig auftauchen können und die Angelegenheit zu verwirren drohen) und natürlichere Situationen betrachten, in denen sich Wildtiere ohne Beeinflussung durch den Menschen intelligent verhalten müssen, um zu überleben. Natürlich besteht die Gefahr, daß sich all die einfacheren Hypothesen nicht so überzeugend aus dem Weg räu-men lassen, wie wir das gerne möchten. Hier können wir Situationen auch nicht so gut steuern und die Tiere mit neuen Umständen überraschen. Doch diese sind - wie gesehen - gerade der Schlüssel dazu zu zeigen, daß Tiere wirklich denken. Vielleicht stoßen wir aber zufällig auf Fähigkeiten, die wir mit un-seren Experimenten nie erausfänden. Schneidet ein Tier in einem menschlichen Intelligenztest schlecht ab, weil es die menschliche Sprache nicht beherrscht, bedeutet das noch lange nicht, es könne keine natürlichere Aufgabe lösen, auf die es durch seine spezielle Form der Intelligenz eingerichtet ist. Und wenn die kompliziertesten Aufgaben, die ein Lebewesen - ob Mensch oder Tier - bewältigen muß, wirklich jene sind, bei denen es gilt, die Komplexitäten sozialer Wechselbeziehungen mit anderen Lebewesen zu lösen, wo sollten wir dann besser nach Beweisen für «Denken» suchen als beim Sozial-verhalten? Intelligenz könnte ihren Ursprung in einem erfolgreichen Sozialleben haben.

Wenn man versucht, durch Beobachten ihres Sozial Verhaltens in der Natur herauszufinden, wie intelligent Tiere wirklich sind, treten zwei potentielle Probleme auf. Das erste wurde bereits erwähnt: Es ist die Schwierigkeit, all das zu kontrollieren, was man eigentlich unter Kontrolle haben sollte, und sich geeignete Feldexperimente zu überlegen. Das zweite Problem ist: Die interessantesten Situationen - also jene, in denen ein Tier mit einer wirklich neuen Situation konfrontiert wird und Hinweise auf ein echtes Nachdenken über eine Lösung zeigt - werden meist Einzelfälle sein, nie wiederholbare Zufälle. Mit anderen Worten, jedem Beobachter wird nur eine Reihe von Anekdoten bleiben. Das können zwar faszinierende Geschichten darüber sein, was ein bestimmtes Tier unter bestimmten Umständen getan hat, sie werden sich aber definitiv nicht noch einmal beobachten lassen. Selbst wenn es noch einmal zu einer solchen Situation käme, wären die Umstände nicht mehr neu, und damit wäre ihr ganzer Zweck verfehlt. Die Wissenschaft will aber keine Anekdoten. Sie will quantitativ wiederholbare Ergebnisse - und genau das kann man oft nicht bieten.

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zu Krim.

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Den Neandertaler gibt es in Europa schon länger (ca.160 000 - 30 000), daher ist nicht anzunehmen, dass der Neandertaler sich was vom Homo SS abgekuckt hat.

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Anzunehmen schon, beweisen aber (noch?) schwierig. Nachdem was ich gelesen habe, hat sich die Lebensspanne der Neanderthaler und des modernen Menschen zumindest im Nahen Osten einige Zehntausendjahre überlappt. Ich glaube mich erinnern zu können, daß in einer bestimmten Höhle im Laufe der Zeit sowohl Rest des einen Typs als auch des anderen gefunden wurden, wenn auch nicht aus der gleichen Zeit. Und die Funde der Werkzeuge der letzten Neanderthaler legen auch nahe, daß sich da was getan hat. Ob die diese Verbesserungen aber den Menschen abgeguckt haben oder nach all den Jahren selber drauf gekommen sind, dazu hat man bisher einfach zuwenig Funde.

Ach Krim,
wenn du nicht lesen willst, dann kann ich dir in der Tat nicht weiter helfen. Du warst doch der Idiot, der mit der schrägen These gekommen ist,

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Die meisten sind aber schon von ihren körperlichen Voraussetzungen gar nicht in der Lage sich genauere Begriffe von der Welt zu machen, weil ihnen einfach ein gescheites Greifwerkzeug fehlt.

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Da bringe ich dir einen sogar noch gekürzten Nachweis, einer sorgsamen Argumentation, daß das falsch ist, und du verstehst mich schon nicht mehr. Dann solls das halt gewesen sein. Du wirst auch so weiter kommen, will ich mal annehmen.

Oh je Tofu...

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Dafür, dass es eine Technikressource ist, die man ideenmäßig ausbeuten kann.

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Weiss nicht ob das dekcungsgleich ist mit dem was du sagen wolltest, aber man muss sich mal klarmachen, dass wenn MENSCHEN mit Willen und Bewusstsein auf die Welt losgehen, und DESHALB was rausfinden dabei niemals ein Lob für Ratten rauskommen kann.

Zitat

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(Das halte ich für ein gutes Argument.)

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äh wie jetzt. Hast du dich nur verschrieben und da müsste ein "kein" hin?

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Aber kaum nimmt sich ein Wissenschaftler ein Tier vor, wird so getan als seien seine Eigenschaften eine Leistung der untersuchten Kreatur.

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Ja, das Tier wird damit vermenschlicht in meinen Augen. Es wird so getan als hätte das Tier irgendetwas dazu beigetragen, dass man bestimmte Eigenschaften an ihm rausfindet.

Zitat

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Man kann sich ja für Tiere und künstliche Intelligenz interessieren, aber warum soll das ein politischer Gegenstand sein.

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Warum sollte es denn einer sein?[/i]